Justitia et Pax stärken statt schwächen

Dieses Jahr ist in der katholischen Kirche rund um die Erde ans 2. Vatikanische Konzil erinnert worden: vor 50 Jahren, am 11. Oktober 1962 hat es Papst Johannes XXIII. feierlich in Rom eröffnet. Vieles wurde dadurch in der Kirche an- und aufgestossen: nicht nur in der Liturgie oder im Verhältnis der katholischen Kirche zu andern christlichen Kirchen und zu andern Religionen. Die pastorale Konstitution „Gaudium et spes“ erörtert ausführlich, welche Rolle die Kirche im Licht des Evangeliums in der komplexen Wirklichkeit der heutigen Welt wahrzunehmen hat.

Wolfgang Bürgstein, Generalsekretär von Justitia et Pax, blickt schweren Zeiten entgegen

In der Folge des Konzils richteten die römische Kurie aber auch die nationalen Bischofskonferenzen und die Orden weltweit Justitia & Pax-Kommissionen ein, dank denen sich die katholische Kirche sachbezogen, kritisch und zugleich konstruktiv in den Dialog mit wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Kräften einbringen will. Auch in der Schweiz errichtete die Bischofskonferenz im Jahr 1969  eine Nationale Kommission Justitia & Pax, deren fachlich ausgewiesene Mitglieder ehrenamtlich die Bischofskonferenz beraten haben und die in ihrem Sekretariat der Schweizer Kirche und Gesellschaft in den immer neuen Fragen, die uns die raschen gesellschaftlichen Veränderungen aufdrängen, wichtige Impulse und Orientierungshilfen vermitteln konnten. Das Leitbild der Kommission bringt knapp und klar zum Ausdruck, worum es der Kommission geht (www.juspax.ch).

Im vergangenen Sommer hat jedoch die Bischofskonferenz ohne Konsultation der zuständigen Kommission und ihres Ausschusses und ohne Gespräch mit kirchlichen Verbänden und Institutionen beschlossen, das Sekretariat dieser Kommission von 220 auf 80 Stellenprozente zu reduzieren und es dem Sekretariat der Bischofskonferenz in Freiburg zu unterstellen. Fachkräfte des Sekretariats mussten darauf entlassen werden und viele Mitglieder der Kommission kündigten ihren Rücktritt an. „Eine Katastrophe!“, kommentierte mir ein gesellschaftspolitisch engagierter Ordensmann.

Welche Instanz der katholischen Kirche Schweiz arbeitet noch ernsthaft und verlässlich an gesellschaftspolitischen Themen, die sich uns hier aber auch im Blick auf weltweite Entwicklungen aufdrängen? Wer berät denn in Zukunft die Kirchenleitung, die sich, wenn sie „Licht der Welt“ und „Salz der Erde“ sein will, nicht aus der Weltverantwortung ausklinken darf? Es kann doch nicht sein, dass die Bischöfe den Bereich untergraben, in dem sie in unserem säkular ausgerichteten Umfeld am ehesten Glaubwürdigkeit fänden: in sozialethischen Fragen.

Was jetzt – 50 Jahre nach der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils – Not tut, ist: die Kommission Justitia & Pax zu erneuern und zu stärken. – Wer trägt dazu bei?

Toni Steiner

» „Für die Erhaltung und Stärkung der Kommission Justitia et Pax“
Brief der Erklärung Neuhaus an die SBK

 

Schreibe einen Kommentar