„Frieden betrifft alle“

In Zürich-Schwamendingen beten Angehörige verschiedener Religionen sowie Agnostiker gemeinsam um Frieden. Es geht um einen Dialog ohne Überzeugungsversuche.

Von Martina Läubli

Die Leitungsgruppe des interreligiösen Friedensgebets, von links nach rechts: Jean Barth, Isabelle Schär, Krishna Premarupa das, Djula Hasic, Jorge Koho Melo, Jacqueline Schlosser. (nicht auf dem Foto: Corina Sager, Gitarre). Foto: www.ladenkirche.ch Die Leitungsgruppe des interreligiösen Friedensgebets, von links nach rechts: Jean Barth, Isabelle Schär, Krishna Premarupa das, Djula Hasic, Jorge Koho Melo, Jacqueline Schlosser. (nicht auf dem Foto: Corina Sager, Gitarre). Fotos: www.ladenkirche.ch

„Om Shanti, Shanti, Shanti“, betet der hinduistische Priester Krishna Premarupa das. In die deutsche Version stimmen andere Anwesende ein: „Friede in uns! Friede in allem! Friede überall!“ Auf Sanskrit, Japanisch und Deutsch wird in der Ladenkirche in Zürich-Schwamendingen gebetet. Nach dem Gebet ertönt ein Gong. Danach herrscht kurz Stille, bevor das nächste Gebet aus einer anderen Religion folgt.

Wir befinden uns beim interreligiösen Friedensgebet in Zürich-Schwamendingen. Die Atmosphäre ist heiter und zugleich konzentriert. Gut 20 Personen beten gemeinsam um Frieden – ein dringliches Anliegen, wie ein Blick auf die aktuelle Weltlage zeigt. Doch hier in der Ladenkirche in einem Zürcher Aussenquartier scheinen Gewalt und Krieg weit weg. Zu spüren ist vielmehr das selbstverständliche Miteinander unterschiedlicher Religionen. Friedensworte aus den Traditionen des Hinduismus, des Judentums, des Buddhismus, des Christentums, des Islam und eine agnostische Friedensaffirmation erklingen nebeneinander.

Szene aus dem Friedensgebet Szene aus dem Friedensgebet

„Beten im Angesicht des Anderen“ nennt Initiatorin Isabelle Schär das Prinzip des interreligiösen Friedensgebets. Eine Vertreterin oder ein Vertreter der jeweiligen Glaubensgemeinschaft spricht das jeweilige Gebet. Die Anwesenden dürfen mitsprechen, müssen aber nicht. So wahren die unterschiedlichen Traditionen ihre Eigenständigkeit und finden trotzdem einen gemeinsamen Raum. Dadurch, dass die Agnostikerin Jacqueline Schlosser in der Leitungsgruppe mitwirkt, erweitert sich der Dialog; es geht auch um den Austausch zwischen Religiösen und Nicht-Religiösen. Das gemeinsame Beten vollzieht sich in Zürich-Schwamendingen völlig unspektakulär. 30 Minuten Gebet, anschliessend Zeit für freundschaftlich gestimmte Gespräche. So einfach, ja alltäglich kann interreligiöser Dialog also funktionieren, denkt man als Besucherin.

„Frieden betrifft alle“, ist Schär überzeugt. Dass man sich überhaupt erst kennenlernt, hier und jetzt, und mit Offenheit und Respekt begegnet, bildet die Basis für den Frieden. Mit dem interreligiösen Gebet, das der theologischen Mitarbeiterin der Ladenkirche Schwamendingen ein „Herzensanliegen“ ist, wollen die Mitglieder der Leitungsgruppe eine Brücke zwischen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen bauen. Frieden sei in jeder Religion ein Anliegen.
Das interreligiöse Friedensgebetfindet monatlich in der Ladenkirche Schwamendingen, Winterthurerstrasse 659, 8051 Zürich, jeweils um 19.15 Uhr statt.
Termine 2015: 29. Juni / 31. August / 28. September / 26. Oktober / 30. November / 28. Dezember.

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