Frieden untereinander finden

Benediktiner David Steindl-Rast schreibt in seinem Buch „Credo“: „Das Lebenswerk Jesu war es, Menschen
zu helfen, untereinander, mit sich selbst und mit Gott Frieden zu finden“.


Bild: Pezibear auf Pixabay

Kürzer und prägnanter kann das Lebenswerk Jesu kaum beschrieben werden. Ohne Frieden untereinander werden zwischenmenschliche Beziehungen immer wieder zerstört, was letztlich die Ursache für psychische und physische Gewalt in Familien bis hin zwischen Nationen und Religionen sein kann.

Das Lebenswerk Jesu ist also auch für uns heutige Menschen immer noch aktuell.

Ohne zuerst mit sich selbst und mit Gott (mit dem Über-Ich nach Freud) Frieden gefunden zu haben, wird es jedoch schwierig untereinander Frieden zu finden. Das Streben nach Frieden im Sinn und Geist von Jesus ist angesichts des Unfriedens im Kleinen und Grossen dringend notwendig. Dieses Streben kann unserem Leben auch Sinn geben. Das Lebenswerk Jesu ist also auch für uns heutige Menschen immer noch aktuell.

Gemeinsamkeit herstellen

Leider entsprechen Lehrmeinungen, Botschaften und Handlungen der christlichen Kirchen nicht immer dem Sinn und Geist von Jesus im Neuen Testament, was ihre Gläubigen irritiert. Horst E. Richter, Psychoanalytiker, schreibt in seinem Buch „Zur Psychologe des Friedens“: „Zur Friedlichkeit gehört, in Beziehungen, wie konfliktträchtig diese auch sein mögen, um Verständigung zu ringen und das Bewusstsein von Gemeinsamkeit herzustellen. Frieden kann sich immer nur in einem Dialog verwirklichen. Frieden ist zu einem grossen Teil bereits dieser Dialog selbst. Für den Frieden kämpfen, kann immer nur heissen, miteinander im Gespräch bleiben“. Ein häufiges Verhalten von Konfliktparteien besteht jedoch darin, bei Konflikten das Gespräch abzubrechen, was dann oft zur Eskalation des Konfliktes oder zur ewigen Feindschaft zwischen den Konfliktparteien führt. Eine solche Eskalation und Feindschaft innerhalb von und zwischen Nationen, Religionen und Glaubensgemeinschaften können zu Krieg und Bürgerkrieg mit allen seinen schrecklichen Folgen für die Bevölkerung führen, was leider vielerorts entsetzliche Wirklichkeit ist und war. Dadurch wird und wurde vielerorts die Zukunft von Kindern, Frauen und Männern und deren Lebensgrundlagen zerstört, was für sie lebenslange Armut, seelische Erschütterung und psychische Krankheit zur Folge haben kann. Häufig sind es Kirchen, welche mithelfen die Not zu lindern.

Für den Frieden kämpfen, kann immer nur heissen, miteinander im Gespräch bleiben

Auch das Neue Testament ist ein Buch „Zur Psychologie des Friedens“: Frieden untereinander, mit sich selbst und mit Gott und seiner Schöpfung, unserer Erde. Vermutlich wird im Falle von Kirchenaustritten dem Anliegen von Frieden im Neuen Testament oft zu wenig Beachtung geschenkt. Statt aus den Kirchen auszutreten sollten Christinnen und Christen die Kirchen im Sinne dieses Anliegens mit Engagement unterstützen, auch im eigenen Interesse. Daher nochmals, das Lebenswerk Jesu ist also auch für uns heutige Menschen immer noch aktuell und wird angesichts des Unfriedens mit oft psychischer und
physischer Gewalt zwischen Menschen innerhalb von Familien und Gemeinschaften sowie innerhalb von
Nationen und Religionen und zwischen Nationen und Religionen immer aktueller.

Die Theologin Reinhild Traitler schreibt in den Bolderntexten: „Im Reich, das uns Jesus versprochen hat, geht es nicht ohne versöhnte Beziehungen. Die Busse, die von uns verlangt wird, ist das ehrliche Bemühen, alles Kränkende und Respektlose im Umgang miteinander zu überwinden. Versuchen wir es doch, es lebt sich besser!“

Weltethos der Nationen

Das Projekt „Weltethos“ des Schweizer Theologen Hans Küng beruht auf der Einsicht, dass weltweiter Frieden untereinander ein Weltethos der Nationen erfordert, welches von allen Religionen getragen wird und durch den Dialog unter den Religionen inkl. ihren Konfessionen und Glaubensgemeinschaften zum Frieden unter Menschen, Nationen und Religionen beiträgt. Dieses Anliegen des Weltethos sollte angesichts des Unfriedens überall auf dieser Welt mit Hilfe von allen Menschen, Nationen und Religionen verwirklicht werden. Dazu muss aber der politische Nationalismus bei allen Nationen und der religiöse „Nationalismus“ bei allen Religionen und Konfessionen (Glaubensgemeinschaften), also der Monopolanspruch, alleinseeligmachend zu sein, überwunden werden. Auch der Klimawandel, seine Herausforderungen und Folgen können ohne ein solches Weltethos kaum bewältigt werden. Es Ist ein Irrsinn, dass wegen des Unfriedens jedes Jahr tausende von Milliarden in die weltweite Rüstung gesteckt werden. Diese Milliarden würden besser in Friedensprojekte und in Projekte zur Bewältigung des Klimawandels investiert. Das unsägliche Leid von Kindern, Frauen und Männern und die Zerstörung ihrer Lebensräume
als Folge des Unfriedens und auch des Klimawandels sollten vor allem Regierungen und Religionsführer weltweit dazu aufrütteln sich für ein Weltethos der Nationen und Religionen einzusetzen. Das Projekt „Weltethos“ sollte also im Dienste des Friedens untereinander und auch im Dienste der Bewältigung des Klimawandels stehen, also mit unserer Erde Frieden fnden.

Werner Streich, Zürich

1 Gedanke zu „Frieden untereinander finden“

  1. Die Darstellung des Projektes des/eines „Weltethos“ sucht verschiedene bereits bestehende Wertvorstellungen/Glaubensinhalte in das Projekt einzubinden; es fehlt aber an einem schlüssigen Zusammenhang.
    Unklar in der Darstellung ist, ob es sich um eine philosophische Anstrengung handelt für eine allseits anerkannte neue Lehre (Ethos). Die hier gegebene Darstellung scheint mit der Methodenfrage des ständig miteinander Sprechens eher auf Politik hinauszulaufen. Die Hinzuziehung des Christentums zu diesem Projekt scheint wünschenswert, doch nicht zwingend, wenngleich gesagt wird, dass dieses „für uns heutige Menschen immer noch aktuell“ ist; „doch immer noch aktuell“ bedeutet noch nicht „für immer aktuell“. Dennoch wäre zu überlegen, ob man, bis zu einem Gelingen des/eines „Weltethos“, nicht den Gott der Liebe (des Christentums) zur Lösung der brennenden Probleme der Welt heranziehe. Mit diesem Gott und dessen Geboten (Ethos) wäre schon heute der „Irrsinn, dass wegen des Unfriedens jedes Jahr tausende von Milliarden in die weltweite Rüstung gesteckt werden“, auf einen Schlag erledigt.
    Man müsste nur diesen Geboten folgen; ein „Weltethos“ hätte dasselbe Problem.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar