Klimaschutz-Politik braucht Hilfe aus der Zivilgesellschaft

Die Klimakrise steht immer noch zuoberst auf der Liste der ungelösten Probleme. Text: Peter Zemp


Bild: ColourPhotography auf Pixabay

 

Der politische Widerstand gegen neue gesetzliche Regelungen ist beträchtlich. Ein grosser Teil der Bevölkerung läuft autoritären, rückwärtsgewandten Politikern nach, welche griffige Klimaschutz-Massnahmen verhindern wollen. Auf politischer Ebene ist eine Lösung blockiert. Auf zivilgesellschaftlicher Ebene aber gäbe es Möglichkeiten, die Menschen zurückzugewinnen, die glauben, sie seien von fortschrittlichen Gesellschaftskreisen abgehängt und die deshalb ihre Politik blockieren helfen.

Eine gute Gelegenheit böten die vielen „kleinen Netze“, die es schon gibt: lose Zusammenschlüsse in der Nachbarschaft zu gemeinschaftlicheren und ökologisch angepassteren Lebensweisen, z.B. zur Betreuung eines nachbarschaftlichen Kompostplatzes, zu einem nachbarlichen Mittagstisch oder zur Nutzung eines Autos, in Mitbesitz oder Miete. Bis jetzt werden diese Formen von nachbarlicher Zusammenarbeit fast ausschliesslich unter „Gleichgesinnten“ gepflegt, von Menschen mit guter Ausbildung und einflussreicher gesellschaftlicher Position.

Über die Schichtgrenzen hinweg

Wenn solche Kleinprojekte mehr als Zweckgemeinschaften verstanden würden, bei denen es nicht auf die gleiche Ideologie ankommt, sondern auf das gemeinsame praktische Interesse, dann könnten viel mehr gute Kontakte über die Schichtgrenzen hinweg entstehen.

Ich nehme an, dass viele progressiv eingestellte Personen mit höherer Ausbildung gerne auch privat etwas Kontakt hätten mit Menschen, die weniger lang in die Schule gingen. Ein Grund, warum dies nicht geschieht, könnte in der Befürchtung liegen, z.B. bei fremdenfeindlichen Äusserungen ins Dilemma zu geraten, entweder mehr oder weniger zustimmen oder durch Kritik brüskieren zu müssen. Dabei kann vielleicht die Annahme helfen, dass hinter abwertenden Urteilen über andere meist schlicht und einfach die Frage steht: „Wer bin ich eigentlich noch?“ Ich habe mir angewöhnt, in solchen Situationen nicht auf das angesprochene „Un-Thema“ einzugehen, sondern auf die dahinterstehende unausgesprochene Frage zu antworten, etwa: „Schön, dass ich dich wieder mal sehe! Wie geht es dir? Du hast mir letztes Mal von deinem Erfolg erzählt…“ Der Angesprochene wechselt noch so gerne auf dieses Thema und kommt auf das andere nicht mehr zurück.

Keine Politik am Mittagstisch

Bei nachbarlichen Mittagstischen ist eine schichtübergreifende Zusammensetzung besonders heikel. Damit es trotzdem gut funktioniert, sollte man sich nicht scheuen, zum vornherein abzumachen, dass bei Tisch nicht über Politik diskutiert wird, und dies auch nicht der Ort ist, über persönliche oder familiäre Problemen zu reden. Erwünscht ist ein small talk, etwa übers Wetter oder sonst unverfängliche Themen. Gepflegt wird eine freundliche Atmosphäre, bei der sich alle wohl fühlen können.

Zudem würde es sich empfehlen,

  • nicht mehr als acht Personen am Tisch zu haben, damit alle am Gespräch teilnehmen können und es in einer Privatwohnung genug Platz hat;
  • mit dem Kochen nicht im Turnus zu wechseln, dafür an die kochende Person eine kleine Entschädigung zu bezahlen, denn nicht alle Interessierten können oder wollen selber in diesem grösseren Rahmen kochen;
  • das Essen am Mittag durchzuführen und zeitlich auf höchstens anderthalb Stunden zu begrenzen, damit auch Berufsleute teilnehmen können, die über Mittag nicht nach Hause gehen.

 

Wenn Sie die Initiative zu einem solchen Mittagstisch oder zu einer anderen nachbarlichen Zweckgemeinschaft ergreifen möchten und nicht selber auf die Suche nach teilnehmenden Personen gehen können, melden Sie sich doch auf einer der vielen Vermittlungsplattformen, in Basel am besten beim NachbarNET. Dazu noch ein Tipp: Formulieren Sie Ihre Eingabe nicht als Angebot, sondern als Nachfrage, also etwa: „Ich suche andere Leute in meiner Nachbarschaft, die … „ Die meisten Menschen wollen nicht als Hilfe-Empfänger gelten, sondern als Personen, die selber einen Beitrag leisten können.

Geben wir ihnen und uns eine Chance!

 

  1. Mai 2020              Peter Zemp

 

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