Östliche Weisheit trifft auf westliche Ethik

Am 23. September fand in der Pfarrei St. Josef in Zürich die 5. Ladanyi-Vorlesung des Ladanyi-Vereins statt. Das Datum war sorgfältig gewählt, entsprach es doch dem 30. Todestag des Namensgebers des Vereins, Pater László Ladány. Dieser hinterliess durch seine Aktivitäten im fernen Osten ein heute noch lebendiges geistiges Erbe. Text: Darius Meier

«Die Welt können wir nicht retten, aber solange Leben ist, ist Hoffnung»

Mit diesen Worten leiten die Co-Präsidenten des Ladanyi-Vereins, Johannes Zink und Paul Widmer den Abend in Einklang mit der Vereinsphilosophie ein. Dabei steht die Würdigung des Werkes von László Ladány im Vordergrund, welcher sich als ungarischer Jesuit im Jahre 1936 in China neiderliess und nach dem Ende des Chinesischen Bürgerkriegs begann, das Magazin «China News Analysis» herauszugeben. Er entwickelte dabei eine ausserordentliche Fähigkeit, den Inhalt offizieller Regierungskommunikation zu interpretieren und in den richtigen Kontext zu setzen, um ihn auch für westliche Betrachter verständlich zu machen. Da er ein begnadeter Violinist war, ist der Abend der 5. Ladanyi-Vorlesung auch von musikalischem Vor- und Nachspiel begleitet als «Bindeglied zwischen Ost und West», beginnend mit Chinesischer Volksmusik und endend mit ungarischem Geigenspiel.

«Ethics in action»

Analyse der Geschichte und Gegenwert Chinas, christliche Sozialllehre und das Zusammenspiel zwischen östlichen Weisheiten und westlicher Ethik sind Kernbereiche des Ladanyi-Vereins. Das Motto «Ethics in action» (gelebte Ethik) mit besonderem Fokus auf den asiatischen Raum wird interessierten Menschen auf lebendige Art nahegebracht, so zum Beispiel durch die jährlich stattfindende Ladanyi-Vorlesung.

Dieses Jahr wird diese von Katharina Zellweger gehalten, welche mit ihrer NGO KorAid in Nordkorea aktiv ist sowie eine langjährige Wegbegleiterin von László Ladány war. KorAid hilft unter anderem im Bereich der Ernährungssicherheit, der Wasserversorgung, der Landwirtschaft sowie der medizinischen Versorgung. Dabei erschweren vor allem die Sanktionen, welche Nordkorea seit den ersten Atomtests 2006 auferlegt wurden, den Aufbau im Land. Es gebe kein funktionierendes Bankensystem und es sei schwierig, für Nordkorea überhaupt Spenden aufzutreiben. Oftmals werde sie gefragt, warum sie den Nordkoreanern überhaupt helfe. Ihre Antwort darauf:

«Ich glaube an das Gute im Menschen, wenn ich nur einer Person zu einem besseren Leben verhelfen kann, hat sich dies bereits gelohnt».

Im Anschluss an das Refereat kommt es zu einer Fragerunde und einem Apero. Der Ökonomieprofessor Bruno S. Frey merkt dabei in seinem Votum und in einem kurzen Gespräch mit dem Autor an, dass es in Nordkorea wohl «grundlegende Veränderungen innerhalb der staatlichen Administration» brauche, um die Situation der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.

Der Ladanyi-Verein ist sehr vielseitig aufgestellt. Er kann so ein gutes Forum bieten, um den Austausch über eine gelebte Ethik zu ermöglichen und die Arbeit von NGOs entsprechend bekannt zu machen.

 

Schreibe einen Kommentar