Widersetzen, petzen und vernetzen

Die munter kreative Generalversammlung des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds SKF war ein Frauenpower-Ausrufezeichen für volle Gleichwertigkeit in der römisch-katholischen Kirche. Mit «Gleichberechtigung. Punkt. Amen» machten SKF und die Essener Gastpoetin Christina Brudereck mobil für den Frauen*Kirchenstreik am 14. Juni

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«Teilt die Hoffnung, das Leben, das Brot und die Macht – teilt!». Kaum hatte Stimmungskanone Christina Brudereck ihre mit atemberaubendem Wortwitz vorgetragendes Plädoyer für die überfällige volle und echte Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche unter tosendem Applaus der 240 SKF-Frauen vorgetragen, erdrönte hinten im Saal des Basler Volkshaus ohrenbetäubender Lärm. Kochtopfschlagende SKF-Frauen mit pinken Bischofsmützen und pinken Gummistiefeln skandierten ihre Forderungen, die sie für alle sichtbar auf Transparenten nach vorne auf die Bühne brachten.  «Weiberaufstand», «Chile sötte e Zuekunft ha, das cha nume zäme ga» und in bunten Lettern «Fraue wend Verantwortig träge und ned nur Ja und Amen säge»!

Die diskriminierende Ungleichstellung katholischer Frauen in der Kirche und die Kirchenkrise aufgrund der sexuellen und spirituellen Missbräuche durch Kleriker vor Augen betonten die SKF-Frauen an ihrer GV im Basler Volkshaus unbeirrt, dass sie es vorziehen «aufzutreten statt auszutreten». Sie sind überzeugt, dass «eine andere Kirche möglich ist». Entsprechend wollten sie ermutigen, betonte Monika Hungerbühler, Seelsorgerin der Offenen Kirche Elisabethen und Vorstandsfrau der Basler SKF-Sektion. Sie erinnerte an den Abstimmungserfolg, mit dem die kirchliche Gleichstellungsintiative 2014 im Kanton Basel-Stadt mit satten 81 Prozent angenommen worden war. Seither müssen Kantonalkirche und Synode darauf hinwirken, dass der Zugang zum Priesteramt unabhängig von Geschlecht und Zivilstand möglich werde. Natürlich vergass Hungerbühler nicht, zu erwähnen, dass die Gleichstellung kirchenrechtlich nicht umgesetzt werden könne, weil dem Bischof nach dem kanonischen Recht und aufgrund der katholischen Tradition noch die Hände gebunden seien. Eine Rednerin sagte unter Bezugnahme auf den Luzerner Kirchenrechtsprofessor Adrian Loretan, dass «Menschenrecht und Kirchenrecht auf Kollisionskurs sind. Laut Loretan leben wir in der katholischen Kirche in einem Apartheitssystem. Das muss anders werden, damit muss Schluss sein!», rief die SKF-Rednerin den applaudierenden Deligierten kämpferisch zu.

Wer die Stimmung bei der SKF-Generalversammlung Ende Mai erlebt hat, der konnte den Eindruck bekommen, er werde Zeuge des Vorabends einer kirchlichen Revolution: Die Frauen stehen auf, rufen aus, brechen auf und krempeln die Ärmel hoch, um anzupacken und für ihre mehr als berechtigten Anliegen zu streiten.

Nächste Gelegenheit ist der Frauenstreik am 14. Juni. In dem Rahmen schliessen sich die SKF-Katholikinnen an und rufen zum Frauen*Kirchenstreik auf mit Aktionen, die vom Glockengeläut für die Gleichberechtigung über einen Sitzstreik während einem Kontemplationsseminars in Wislikofen bis hin zu einem Gottesdienst für einen ganzen Pastoralraum wie in Basel-Stadt reichen. Dabei gehen die engagierten Kirchenfrauen noch einen Schritt weiter und empfehlen insbesondere jenen Frauen, die im seelsorgerlichen Dienst stehen, den Kirchenstreik auf den gemeinhin arbeitsfreien Samstag und Sonntag auszudehnen. Die bunte Vielfältigkeit der Aktionen unter dem Motto Gleichberechtigung.Punkt.Amen ist abrufbereit und einsehbar unter Aktionen zum Frauen-Kirchenstreik. Neben dem SKF stehen hinter dieser Initiative die Evangelischen Frauen Schweiz, die Zeitschrift «Fama» und die Interessengemeinschaft feministische Theologinnen. All diese Frauenorganisationen machen mobil und rufen auf zur Teilnahme am Frauenstreik vom 14. Juni auf.

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