Absurder Kult des Opus Dei

Neue aufbruch-Recherchen zeigen: Mit unseligen Methoden und im Eiltempo betreibt das Opus Dei die Seligsprechung von Antonio Zweifel. Der Opus-Mann war bis zu seinem Tod 1989 Sekretär der Zürcher Limmat-Stiftung.

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Vier Tage nach seiner Beerdigung auf dem Fluntener Friedhof stand fest: Antonio Zweifel wird zum Seligen des schweizerischen Opus Dei aufgebaut. Die Botschaft aus Rom überbrachte Dr. Martin Rhonheimer, damals Priester des Zürcher „Studentenheims Fluntern“. Als er Ende November 1989 den römischen Chef der katholischen Prälatur „Gottes Werk“, Alvaro del Portillo, aufsuchte, berichtete er ihm, dass „Toni in den Himmel gegangen“ sei. Der „Vater“ befand, wie das „Tagebuch“ des Studentenheims Fluntern am „5. Dezember 1989“ festhielt, dass das Opus-Mitglied „für einen Seligsprechungsprozess in Frage käme“. Er hatte den Ingenieur, eine zentrale Person um Macht und Kapital der umstrittenen Geheimorganisation, persönlich gekannt. Die Opus-Mitglieder sollten, so legte er Rhonheimer ans Herz, fleissig „Anekdoten von Toni schreiben“ und „zu ihm beten“.

Der Kult um Toni Zweifel wurde rasch auf das Opus Dei der Schweiz und später in weiteren Ländern ausgedehnt. Schnell stieg der Kandidat in den „Ruf der Heiligkeit“ auf. Bereits elf Jahre nach seinem Tode konnte das Bistum Chur das Erhebungsverfahren für den Seligsprechungsprozess starten. 2005 erteilte die römische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechung die Erlaubnis, mit der Befragung der Zeugen zu beginnen. Das Opus Dei, das zur Seligsprechung ein kirchlich anerkanntes Wunder benötigt, ruft weltweit auf, ihm Berichte über Gebetserhörungen zu schicken.

Ungereimtheiten

Der Sohn eines Schweizer Textilfabrikanten und einer italienischen Mutter war im Alter von 51 Jahren an Leukämie gestorben. „Mit heiligmässiger Ergebenheit in den Willen Gottes“, so das Opus Dei, „nahm Toni diese unheilbare Krankheit an, die ihn im Zenit seiner Schaffenskraft ereilt hatte.“ Nun erhebt ihn die Organisation rückblickend auf 1972 auch zum „Leiter der neu gegründeten Zürcher Limmat Stiftung“ in Zürich. Gegründet hat er indes am 8.April 1988 die „Stiftung Antonio Zweifel“ und wurde ihr Präsident. Doch Gründer und Leiter der Limmat-Stiftung, des Sammelkopfes des weltweiten kapitalkräftigen Banken- und Stiftungssystems des Opus Dei, war der Zürcher Bankier Alfred Wiederkehr. Zweifel wurde Sekretär ihres Aufsichtsrates und Stiftungsrates.

Wiederkehr war auch Verwaltungspräsident der Nordfinanzbank in Zürich. Diese Bank fungierte als Hausbank des Rumasa-Konzerns, des grössten spanischen Privatunternehmens, das vom Opus-Dei-Mitglied José Ruiz Mateos errichtet worden war. Nach eigenen Angaben leistete er hohe Zahlungen an das Opus Dei. Der Konzern wurde vom Staat enteignet, damit Schaden abgewendet und Arbeitsplätze gerettet würden.

Wiederkehr, der Zahlungen zum Teil über Scheinfirmen dirigierte, wirkte auch im weltweiten Bankenimperium des Italieners Roberto Calvi. Dieser Bankier – wegen seiner umfangreichen Geschäfte mit dem Vatikan auch der „Bankier Gottes“ genannt – war Leiter der grössten italienischen Privatbank „Banco Ambrosiano“, die 1982 spektakulär Bankrott machte. Die Vatikanbank IOR war ihr grösster Minderheitsaktionär. Wegen illegaler Devisengeschäfte war Calvi zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Bereits 1976 hatte Zweifel als Sekretär der Limmat-Stiftung und ab 1978 als Sekretär des „Vereins Internationales Tagungszentrums (VIT)“ versucht, in der Luzerner Gemeinde Schongau ein gross angelegtes Zentrum des Opus Dei zu errichten. Doch das Projekt scheiterte bei einem Urnengang der Stimmbürger. „Der Verein wird seine Arbeit mit dem gleichen Einsatz weiterführen“, programmierte Zweifel. Doch kurz vor seinem Tode misslang erneut durch eine Abstimmung der Versuch, in der Freiburger Gemeinde Le Pâquier ein „Begegnungs- und Studienzentrum“ zu errichten.

„Gnadenerweise“ vom Himmel

Nun schickt Toni – in einem absurden Kult, mit dem das Schweizer Opus Dei auf seiner Internet-Seite die Seligsprechung voranbringen möchte – „vom Himmel aus“ seine „Gnadenerweise“ auf die Erde. Beispielsweise verhalf er einem ehemaligen Mitarbeiter der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), der seinen Arbeitsplatz verloren hatte, zum Posten eines Rechnungsbeamten, obwohl er „keine Erfahrung in Buchhaltung hatte“. Und ein Informatiker erfuhr, dass der ehemalige ETH-Ingenieur „bei der Lösung von technischen Problemen sehr effizient“ sei. Mit seiner Hilfe kam er nämlich einen „Programmfehler“ im EDV-System auf die Schliche, so dass er einer „erneuten Blockade“ des Computers vorbeugen konnte.

 

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