«Die Kirche braucht Diakoninnen»

Der kantonale Seelsorgerat der katholischen Kirche im Kanton Zürich sprach sich «für das Amt der Frau als Diakonin» aus. In einem Positionspapier heisst es, dass Frauen auf der Ebene der kirchlichen Ämter prinzipiell ausgeschlossen bleiben und weil die Beratungs- und Entscheidungsprozesse an das Priester- und an das Bischofsamt gebunden seien, könnten sich Frauen nicht einbringen.

Jacqueline Straub.jpg

Daher setzt sich der Zürcher Seelsorgerat nun dafür ein, ein neues Amt der Diakonin «mit einem eigenständigen Charakter als Ergänzung zur bestehenden männlichen Ämterstruktur» zu schaffen. «Die Vielfalt und Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft verlangt nach vielfältigen und vielschichtigen Diensten und Ämtern.» Durch das Amt der Diakonin würde die katholische Kirche «eine zukunftsgerichtete Antwort auf die Fragen der Zeit geben» und an Glaubwürdigkeit gewinnen, ist der kantonale Seelsorgerat überzeugt. Im Positionspapier «Die Kirche braucht Diakonninen» wird auf Papst Franziskus verwiesen, der die Diskussion über das Frauendiakonat durch die Einberufung einer paritätisch zusammengesetzten Fachkommission 2016 wieder angestossen hat.

Wenn sich nun auch der kantonale Seelsorgerat in der Frauenfrage stark macht, sind solche Signale zweifellos erfreulich. Dieser Aufruf, neue Wege in der Ämterfrage zu beschreiten, wirkt aber zaghaft. Denn: Er kommt reichlich spät. Schon seit Jahrzehnten wird der Frauendiakonat gefordert und über Mangel in der Seelsorge geklagt, da das sakramentale und spirituelle Leben unter dem Klerikermangel leidet. Ein Diakonat der Frau würde diese Missstände, die sich in den letzten Jahrzehnten angebahnt haben, nicht beheben. Doch schon heute würden Diakoninnen der Kirche gut tun und wären wie Balsam für die Seelsorge. Wichtig ist nun aber, dass auch weitere Gremien, Laien und Kleriker geschlossen auftreten und sich für das Diakonat der Frau aussprechen.

Wenn es in Zukunft den Diakonat der Frau geben soll, sollte dieser ein geweihter, sakramentaler Dienst sein. Der Seelsorgerat spricht vom «eigenständigen Charakter» des Diakonats, was die Frage aufwirft: Fordern sie etwa einen zurückgestuften «Diakonat zweiter Klasse»? Ein Diakonat der Frau ohne Weihe wäre lediglich ein allzu bequemer Kompromiss. Der geweihte Diakonat der Frau hingegen, wie er in Deutschland nicht nur von den Frauen und Jugendlichen, sondern auch von Bischöfen zunehmend gefordert wird, wäre ein wichtiger und historisch bedeutsamer Meilenstein für die katholische Kirche und wäre eine Bereicherung für die Seelsorge vor Ort.

6 Gedanken zu „«Die Kirche braucht Diakoninnen»“

  1. Die volle Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche ist dringend nötig. Die Formulierung von Jacqueline Straub ist freundlich, vielleicht sogar zu freundlich: „Dieser Aufruf, neue Wege in der Ämterfrage zu beschreiten, wirkt aber zaghaft. Denn: Er kommt reichlich spät“. Denn für viele kommt dieser Aufruf zu spät. Sie haben sich innerlich von einer Kirche verabschiedet, welche der Hälfte ihrer Mitglieder nicht die volle Gleichberechtigung zugesteht. „Zu spät“ schreibt auch P. Martin Werlen OSB in seinem neuesten Buch. Er zeigt aber auch auf, dass „fünf nach zwölf“ noch Hoffnung besteht. Wegen dieser Hoffnung und wegen des vorbildlichen karitativen Wirkens von sehr vielen Katholikinnen und Katholiken bleibe ich weiterhin in dieser Kirche. Denn das Kirchenvolk ist näher bei der jesuanischen Botschaft als viele Bischöfe und Kurienkardinäle. Der charismatische Papst Franziskus versucht, der katholischen Kirche wieder ein menschlicheres und barmherzigeres Gesicht zu geben. Schade ist nur, dass ihm konservative Dogmatiker in der Kurie laufend Steine in den Weg legen. Ihnen sind Dogmen und Traditionen wichtiger als Menschlichkeit und Barmherzigkeit.

    Antworten
  2. Ich teile die Meinung meines Freudes aus den Zeiten an der Stiftsschule Engelberg Urs Pilgrim voll und ganz. Auch ich bleibe wegen der Barmherzigkeit in dieser Kirche, amte gar als Kirchenratspräsident und auch in der Kantonalkirche. Ich leide jedoch an dieser Haltung unserer Kirche, gerade wegen den erzkonservativen Purpurträgern in Rom und auch in Chur, welchen der CIC mehr bedeutet als das Evangelium! Ich folge Jesus nach!

    Antworten
  3. Die Geduld von Frau Straub mit den klerikalen Amtsträgern ist zu bewundern. Eindrücklich ist auch das filmische Portrait über sie. Was sie sich da jedoch von Priestern anhören muss, ist unsäglich. Da werden sogar bibelwissenschaftliche Erkenntnisse über die Leben-Jesu-Bewegung mit Ammenmärchen von den sakrosankten 12 Aposteln ohne rot zu werden in den Wind geschlagen:
    https://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-religion/katholisch-weiblich-jung

    Antworten
  4. Meiner Studien nach gab es in der frühen Kirche Frauen, die sehr einflussreich waren oder sogar Gemeinden vorstanden. In dieser pastoralen Verantwortung mussten sie wohl auch Eucharistie gespendet haben (Abendmahl). Darauf deuten die Schriften der frühen Kirchenväter hin, die sich gegen die Frauen und das Frauenpriestertum ausgesprochen haben. Dies jedoch aus heutiger theologischer Sicht völlig irrationaler und überholter Gründe. Daher ist es höchste Zeit für eine Erneuerung der Ämter Struktur und des Amtsverständnisses in der röm.kath. Kirche.

    Antworten
  5. Die sozialwissenschaftliche Bibelwissenschaft von Frauen wie Luise Schottroff und Elisabeth Schüssler Fiorenza hat schon längst gezeigt, dass Frauen in der Urkirche wichtige Ämter inne hatten.

    Antworten
  6. In Bezug auf ihre Aussagen und ihr Bild vom Papst Franziskus möchte ich Ihnen mit Verlaub deutlich widersprechen und Sie ihr Papstbild korrigieren. Hinter dieser Menschen freundlichen Art steckt auch ein Papst dem die Dogmen und Traditionen der Kirche sehr wichtig sind. Gerade zum Diakonat der Frauen sagte der Papst, dass er nicht vorhat, hier etwas zu ändern. Ebenso nichts beim Priester tun der Frau. Sein Vorgänger Papst Paul II. habe dazu schon alles gesagt. Also ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie viel an Veränderung von diesem Papst erwarten. Es wird ein anderer kommen, der das Ruder in die Hand nehmen wird und die Kirche auf einen neuen Kurs bringen wird, meiner Meinung nach. Ich traue Franziskus Viro probati, gestandene verheiratete Männer im Glauben als Priester allenfalls zu. aber da haben Sie wieder Recht, gibt es viel Widerstand in der Kurie in Rom. Nicht einfach.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar