INES: Für alle, die da sind und noch kommen

Das Institut Neue Schweiz INES engagiert sich als Kollektiv mit Migrationsvordergrund.

Wie lässt sich eine Schweiz denken und gestalten, in der jede und jeder gleichberechtigt mit allen anderen leben und handeln dürfen? Wie wird es möglich, eine wahrhaftige Partizipation und Inklusion zu erreichen, jenseits von Zuschreibungen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe oder sexueller Identität? Diesen Fragen geht der Think- und Act-Tank INES (Institut Neue Schweiz) seit seiner Gründung vor vier Jahren nach.

INES ist eine Denk- und Aktionsplattform, die sich für die Vision einer demokratischen Zukunft für alle stark macht, die in der Schweiz leben. Foto: INES

INES versteht sich als Kollektiv mit Migrationsvordergrund, bei dem Aktivismus und Analyse keine Gegensätze bilden, sondern Hand in Hand gehen. Sie wollen so der Vision einer gemeinsamen, demokratischen Zukunft für alle Gehör und Raum verschaffen. Getragen wird INES von einem gemeinnützigen, politisch und konfessionell unabhängigen Verein mit Sitz in Bern. Doch die Aktionen finden in den verschiedensten Landesteilen statt.

»Unser Ziel ist eine gesellschaftliche Emanzipation«, so Tarek Naguib, Vorstandsmitglied und interimistischer Präsident von INES. »Dabei geht es uns darum, selbstkritisch neue Handlungsspielräume mit einer längerfristigen Perspektive zu schaffen.« INES ist, wie die Geschäftsführerin Maria-Cecilia Quadri betont, eher ein Netzwerk als eine Organisation, und so soll denn auch die lose Struktur beibehalten werden, damit das Kollektiv dynamisch und niederschwellig agieren kann. Die gesellschaftspolitische Vision, die INES verfolgt, spiegelt sich somit auch in der Struktur des Netzwerkes selbst. Ganz zentral sind in diesem Zusammenhang zudem die unterschiedlichen Altersgruppen, die sich bei INES respektive dem Unterstützungsverein Friends of INES engagieren. »Gerade diese Zusammenarbeit zwischen den Generationen hilft uns, die frühere assimilatorische Logik zu durchbrechen«, so Quadri, »und zugleich vom Erbe vergangener Initiativen wie zum Beispiel der Mitenand-Bewegung zu profitieren.«

In den vergangenen Jahren kamen verschiedene Formate zum Einsatz, um für die erwähnten Anliegen Öffentlichkeit herzustellen. Darunter waren auch Kooperationen mit etablierten Kulturinstitutionen wie etwa der Basler Kulturinstitution Kaserne und dem Literaturhaus Basel sowie Anlässe, die neben der stets präsenten diskursiv-analytischen auch die affektive Ebene bespielten. Dabei bediente sich INES zum Beispiel auch des Formats Comedy-Events. Bei solchen Veranstaltungen hilft der Humor, rassistische Bilder, die den Alltag hierzulande prägen, zu entlarven.

Das nächste grössere Projekt ist die sogenannte »Tour de #Nouvelle Suisse«, bei der mit verschiedenen lokalen Akteur*innen in der französischsprachigen und deutschsprachigen Schweiz Anlässe geplant und durchgeführt werden. »Bei dieser Tour ist uns die lokale Anbindung und das Eingehen auf die jeweiligen Räume, seien diese nun urban oder eher ländlich, ganz wichtig; auch sollen traditionelle und wichtige Plattformen der öffentlichen Demokratie wie zum Beispiel die Appenzeller Landsgemeinde aufgegriffen, eingebunden und aufgemischt werden«, betont Naguib.

Maria-Cecilia Quadri blickt noch weiter in die Zukunft: »Wir werden sehen, ob und in welcher Form INES in ein paar Jahren besteht. Sicher ist aber« sagt die Geschäftsleiterin entschlossen, »dass wir uns in der Pflicht sehen, gesellschaftliche Prozesse zu beleuchten und anzustossen – für alle, die da sind und die noch kommen werden.«

Mirjam Läubli

www.institutneueschweiz.ch

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