Koranschule bleibt im Pfarreiheim

Die Basler Pfarrei St. Josef mit dem Pfarreiheim rechts im Hintergrund (Foto: Wolf Südbeck-Baur)
Die Basler Pfarrei St. Josef mit dem Pfarreiheim rechts im Hintergrund (Fotos: Wolf Südbeck-Baur)

Koranschule im Pfarreiheim St.Josef: Ist das verantwortungslos oder im Auftrag der Kirche? Letzeres ist der Fall. Gleichwohl gibt es einen Scharfmacher.

Von Xaver Pfister

St. Josef Kirche Basel 036Fakt 1: Die Pfarrei St. Josef hat die Muslime der Moschee in der Kaserne eingeladen, ihren Religionsunterricht, den Koranunterricht, in Räumlichkeiten des Pfarreiheims abzuhalten. Die Muslime zahlen dafür eine Miete. Dies, nachdem die Stadt Basel den Muslimen die Moschee, die im Dachgeschoss des Kulturorts Kaserne untergebracht war, wegen Renovierungsbedarf gekündigt hatte.
Fakt 2: In der RKK werden von einem wichtigen Mitglied der Kirche Mails verschickt, die solches Tun verbieten wollen.

Der Kommentar
Der Papst, das Konzil und die Schweizer Bischöfe bekennen sich zu einem intensiven Dialog mit den Muslimen.
Konzil: Der Kirche liegt sehr viel an einem guten Kontakt mit den Muslimen. In der Konzilserklärung “Nostra Aetate” über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, das am 28. Oktober 1965 verabschiedet wurde, heisst es: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat (…) Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslimen kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.“

Argumente des Papstes. 1. Nach den letzten Terroranschlägen hat Papst Franziskus davor gewarnt, den Islam pauschal zu verurteilen. Dem Oberhaupt der katholischen Kirche zufolge würden die Terroristen einfach gottlos handeln. Ferner habe der Islam viele Werte, die konstruktiv seien und verfüge über gute Dialogpartner. „Man kann eine Religion nicht für ungültig erklären, weil es einige Gruppen – oder an einem Punkt der Geschichte viele Gruppen – gibt, die Fundamentalisten sind. Religiöser Fundamentalismus ist nicht religiös, weil Gott darin fehlt“(01.12.15.).
2. Papst Franziskus hat zu mehr Dialog der Religionen aufgerufen. Er schreibt in seiner Verkündigungsbulle des Ausserordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit: „Die Barmherzigkeit ist auch über die Grenzen der Kirche hinaus bedeutsam. Sie verbindet uns mit dem Judentum und dem Islam, für die sie eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes darstellt.(…)Der Islam seinerseits zählt zu den Namen für den Schöpfer auch den Namen Allerbarmer und Allbarmherziger. Diese Anrufung ist oft auf den Lippen der gläubigen Muslime, die sich in der täglichen Schwachheit von der Barmherzigkeit begleitet und getragen wissen. Auch sie glauben, dass niemand der göttlichen Barmherzigkeit Grenzen setzen kann, denn ihre Tore stehen immer offen.“ (14.04.2015)
Schweizer Bischöfe. Im offenen Brief der Arbeitsgruppe „Islam“ der Schweizer Bischofskonferenz an die muslimischen Organisationen in der Schweiz vom 8.9.2014 heisst es: „Liebe muslimische Freunde.
Der Arbeitsgruppe „Islam“ (AGI) der Schweizer Bischofskonferenz ist es ein wichtiges Anliegen, heute diese Botschaft an Sie zu richten. Der Auftrag der AGI ist die Förderung und Stärkung des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses zwischen Katholiken und Muslimen. Die dramatische Situation in verschiedenen Ländern im östlichen Mittelmeerraum drängt uns zu dieser Botschaft (…). Diese Situation bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Muslime in unserem Land. Es besteht die Gefahr, das Gedankengut des Islamischen Staates mit dem Islam an sich gleichzusetzen, was zu einer erhöhten Angst vor dem Anderen führt, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Unsicherheit.
Die AGI will mit dieser Botschaft ausdrücken, dass sie fest entschlossen ist, zusammen mit allen Menschen guten Willens die Bemühungen um ein besseres gegenseitiges Verständnis, insbesondere zwischen Katholiken und Muslimen, zu unterstützen und zu fördern (…).“
St. Josef Kirche Basel 030Diese Zitate zeigen, dass die Basler Pfarrei St.Josef Konzil, Papst und Bischöfe ernstnehmen. Dazu vier Bemerkungen:
1. Seit acht Jahren hält die Pfarrei Kontakt mit den Muslimen der Kasernenmoschee Neben Gesprächen finden auch gemeinsame Anlässe statt, Essen, Fussballspiele. In diesen Jahren haben der Imam und Pfarrer Ruedi Beck sich gegenseitig kennen gelernt. Die Kontakte sind also nicht oberflächlich und zufällig.
2. Die Angst, dass Hassprediger in Basels Moscheen aktiv sind, ist nicht auszuschliessen. Das zu verhindern, ist Aufgabe der Polizei. Auf Grund einer achtjährigen Freundschaft kann Ruedi Beck begründet feststellen, dass der Imam kein Hassprediger ist.
3. Der Quartierrat der Pfarrei St.Josef hat sich mit der Idee, für den Koranunterricht Räumlichkeiten im Pfarreiheim zur Verfügung zu stellen, auseinandergesetzt und ist zu einem positiven Entscheid gekommen. Der Pfarreirat des Pastoralraumes Kleinbasel-Riehen/Bettingen wurde über den Entscheid orientiert.
St. Josef Kirche Basel 0054. Im Pfarreiheim wird nur muslimischer Religionsunterricht erteilt. Die Kinder und Jugendlichen gehen alle in die Regelschule.

Der Entscheid in Josef wurde nicht blauäugig gefällt. Es wurde die Situation analysiert und nach den Werten der Kirche gefragt. Und jetzt wird gehandelt. Dass die Pfarrei so entschieden hat, ist gut so. Ja ihr gilt es zu danken und zu ihrem Entscheid zu gratulieren.

3 Gedanken zu „Koranschule bleibt im Pfarreiheim“

  1. Das ist kristallklare Information. Kontakt, Dialog, Integration – selten nötiger als jetzt. Schade, dass was in Basel zwischen der Pfarrei St. Joseph und der Kasernenmoschee gewachsen ist, nicht überall als vor-bildlich und wegweisend erkannt wird.

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