Die frühere Gemeindeleiterin und Wort-zum-Sonntag-Sprecherin im Fernsehen Monika Schmid wurde von der österreichischen Kirchenreformbewegung am 8. November mit der Trompete von Jericho ausgezeichnet. Die Laudatio von Theologe Erwin Koller würdigt die Seelsorgerin als «spirituelle Meisterin mit hoher liturgischer Begabung und einer tief priesterlichen Sorge um die Menschen». Der aufbruch dokumentiert die Laudatio, die die Geschichte von Monika Schmid erzählt, eine Geschichte des aufrechten Gangs trotz kirchenhierarchischer Widrigkeiten. Koller betont «die Glaubwürdigkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der sie der Figur des Jesus von Nazareth im Angesicht der Probleme unserer Zeit nachging». (Red.)
Von Erwin Koller
Liebe Freundinnen und Freunde der Kirchenreformbewegungen!
Ich freue mich, dass Sie Monika Schmid mit der «Trompete von Jericho» auszeichnen, und ich danke, dir, liebe Martha Heizer, dass du mich eingeladen hast, die Lobesworte zu diesem Fest zu sprechen.
Es kommt mir ja fast vor wie ein Familienfest: 2012 durften wir in Luzern – noch zusammen mit Hans Küng – den Herbert Haag Preis an Monika Schmid und Helmut Schüller übergeben. Das Thema deiner damaligen Festrede, lieber Helmut, war so programmatisch wie dein Vortrag von heute. Du hast es 2012 so formuliert: «Zeichen der Zeit statt Zeitgeist von gestern». Über deinen heutigen Vortrag werden wir uns später noch austauschen.
Zur Trompete von Jericho. Wie oft haben meine Frau Brigitte und ich in der Kirche von Effretikon bei Zürich am Palmsonntag und auch sonst im Jahresverlauf Daniel Baschnagel zugehört, wie er mit seinem Trompetenspiel den Gottesdienst eröffnet und begleitet hat. Nicht mit militärischen Fanfaren. Auch ohne den triumphalen Auftritt einer hohen Majestät anzukündigen. Wohl aber wurden alle still, haben seiner Trompete gelauscht und ihre Ohren und Herzen weit aufgetan, um bald auch die Stimme des Allerhöchsten zu vernehmen.
Und dann hast du, Monika, mit deinen Worten und Ritualen den Gottesdienst gestaltet. An hohen Festtagen haben ein paar Dutzend Ministrantinnen und Ministranten mit ihrem Ballett im Altarraum, in höchster Konzentration und Ruhe, das Heilige erahnen lassen, um das es geht – bei den Gebeten, Lesungen, Liedern und in der Predigt. Deine Kraft war es, dass die 90 Minuten am Sonntagmorgen nie den Eindruck erweckten, da werde eine Pflicht absolviert, da würden obrigkeitlich verordnete Vorschriften erfüllt. Vielmehr war die Feier von Geist erfüllt, hatte einen spirituellen Atem, einen Rhythmus von Erleben und Einsicht, Erfahrung und Vertiefung, Freiheit und Verbindlichkeit – in den Köpfen und in den Herzen. Wir sind aus den Gottesdiensten, die du gestaltet hat, nie in gleicher Weise hinausgegangen, wie wir hereingekommen sind.
Liebe Leute von Wir-sind-Kirche, von der Pfarrerinitiative, von den Priestern ohne Amt und von der Laieninitiative: Sie zeichnen heute eine spirituelle Meisterin aus, eine Frau mit hoher liturgischer Begabung und einer tief priesterlichen Sorge um die Menschen – wenn es denn Sache des priesterlichen Dienstes ist, Ohren und Augen und alle anderen Sinne zu öffnen für das Unerhörte und Ungesehene und hinzulenken auf das Unertastbare.
Ja, Monika Schmid wollte stets auf die Mitte der Liturgie und auf das Geheimnis des Glaubens hinführen, und ihr Wirken ist nur aus dieser Mitte heraus zu verstehen. Wer mit ihr Gottesdienste feiert, für den wird es mit der Zeit zweitrangig, ob die Eucharistie nun aus dem Kühlschrank kommt – also aus dem Tabernakel –, oder ob ein Priester zuvor die Einsetzungsworte gesprochen hat. Die Gegenwart des Heiligen hängt davon nicht ab.
Die Gottesmetzger
Wissen Sie übrigens, warum die Zürcher Reformation 1525 die Messe abgeschafft und bald darauf das Abendmahl eingeführt hat? Die Kapläne kamen zu Ulrich Zwingli, ihrem Chef am Grossmünster, und klagten ihm, sie möchten nicht weiter Messe lesen. Sie hätten es satt, von den Gläubigen als «Gottesmetzger» verspottet zu werden, weil sie ja mit dem Fleisch und dem Blut Christi hantierten.
«Sie zeichnen heute eine spirituelle Meisterin aus, eine Frau mit hoher liturgischer Begabung und einer tief priesterlichen Sorge um die Menschen – wenn es denn Sache des priesterlichen Dienstes ist, Ohren und Augen und alle anderen Sinne zu öffnen für das Unerhörte und Ungesehene und hinzulenken auf das Unertastbare.» Erwin Koller
So trivial wurde in der Tat die missverständliche Lehre von der Transsubstantiation aufgefasst. Ein Begriff des griechischen Philosophen Aristoteles sollte deuten, worum es in der Eucharistie geht. Der Mix von antiker Welterklärung mit den Worten des Rabbi aus Nazareth hatte zur Folge, dass man das lateinische «Hoc est corpus» als Hokuspokus verstand. Und wenn man nicht mehr weiss, dass Eucharistie geistliche Nahrung ist, dass es da um die Wandlung der Herzen und um eine neue Sinngebung für den Kern der Dinge geht, dann liegt die Frage auf der Hand, ob man die Messe abschaffen soll.
Heute kennen wir einen anderen Spruch, der die Frage nach der Transsubstantiation zuspitzt. Auch dieser enthält ein Körnchen Wahrheit:
Frag tausend Katholikinnen und Katholiken, was das Wichtigste ihres Glaubens sei. Sie werden dir antworten: die Messe.
Frag hundert Priester, was das Wichtigste der Messe sei. Sie werden dir antworten: die Wandlung.
Frag zehn Bischöfe, was das Wichtigste an der Wandlung sei. Sie werden dir sagen: Dass ums Gotts Willen nichts passiert und dass alles beim Alten bleibt.
Sie werden einwenden: Aber die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils ist doch weiter! Ist sie es wirklich? Ist es nicht auch ein Zauber, wenn das Gemeinschaftsmahl der Eucharistie abhängig gemacht wird von einem Junggesellen, der zum Kleriker gesalbt wurde? Nur möchte ich klarstellen: Monika Schmid stand es fern, Amtspriesterin sein zu wollen. Sie war in Dingen, die dem Amtspriester vorbehalten sind, nie übergriffig und hat das Unmögliche dieser Vorschriften im liturgischen Vollzug stets respektiert. Liturgie ist kein Jekami.
Wie sollte ich als Bischof gegen den Willen der Kirchgemeinde entscheiden?!
Blenden wir zurück und fragen: Wie hat das alles angefangen? Monika Schmid kam 1985, am Ende ihres Theologiestudiums, relativ zufällig als junge Frau nach Effretikon. Sie lernte viel und arbeitete produktiv mit dem Ortspfarrer zusammen. Nach seinem Weggang am Ende des Jahres 2000 wurde sie neue Gemeindeleiterin ad interim. Die Funktion der Gemeindeleitung steht in der Schweiz grundsätzlich auch den Frauen offen, und mit dem Provisorium «ad interim» sind wir in der Schweiz gewohnt zu leben. Schliesslich hat der Vatikan vor 200 Jahren das Bistum Konstanz aufgelöst und schweizerische Bistumsgebiete – wozu auch der Kanton Zürich gehört – bis heute nur provisorisch – ad interim – einem neuen Bistum zugeteilt. Die Kirchgemeinde von Effretikon wollte jedoch nicht ganz so lange Geduld üben und verlangte eine Aussprache mit dem Bischof. 2006 kam Amédée Grab in die Pfarrei, er hatte bereits einen Kandidaten in der Tasche, aber er wurde gebeten, erst mal zuzuhören.
«Sie stellte 2008 im «Wort zum Sonntag» die simple Frage: Wie kann die Kirche einen Ordensmann, der ein Kind missbraucht hat, in eine andere Pfarrei versetzen, einen Priester aber, der im gegenseitigen Vertrauen eine Frau liebt, des Amtes entheben?» Erwin Koller
Etwa 30 Leute – Frauen und Männer, junge und alte, Personen aus allen Schichten der Pfarrei ergriffen das Wort und baten in kurzen Stellungnahmen, der Bischof möge Monika Schmid als Gemeindeleiterin definitiv anstellen. Gut, dass Bischof Grab von Haus aus Benediktiner war und darum das dritte Kapitel der Benediktsregel kannte: «Sooft etwas Wichtiges im Kloster zu behandeln ist, soll der Abt die ganze Gemeinschaft zusammenrufen und selbst darlegen, worum es geht. Er soll den Rat der Brüder anhören und dann mit sich selbst zu Rate gehen. Was er für zuträglicher hält, das tue er.»
Amédee Grab kam zum Schluss: Wie sollte ich mich als Bischof gegen den Willen einer Kirchgemeinde entscheiden?! Monika Schmid soll eure Gemeindeleiterin sein. Später entschuldigte er sich sogar persönlich für die Aussage, Monika Schmid sei gegenüber der Kirche illoyal. Allerdings – das sagte er vor der Gemeinde nicht, aber wir wollen es hier nicht verschweigen: Monika Schmid fehlte schon eine grundlegende Bedingung zur Einsetzung als Gemeindeleiterin. Doch darauf komme ich später zurück.
Eigentlich ist es ja nur eine vernünftige Selbstverständlichkeit, die Benedikt von Nursia festgelegt und die Bischof Amédee Grab vorgelebt hat. Wir hatten auch im Bistum Basel mal so einen vernünftigen Bischof (jaja, das gibt’s!). Als eine Beschwerde kam, irgendwo im Bistum würden Frauen miteinander das Abendmahl feiern, schickte er seinen Medienchef hin, um das selber anzusehen. Max Hofer war mein Studienkolleg in Rom, so hat er es mir später verraten. Wie er zurückkam, fragte ihn Bischof Anton Hänggi: Welches der Hochgebete haben die Frauen benützt? Max Hofer antwortete wahrheitsgemäss: keines von allen. Sie haben aus dem Neuen Testament den Text vom Abendmahl Jesu mit seinen Aposteln vorgetragen. Daraufhin sagte Bischof Hänggi, der zuvor an der Universität Freiburg/CH Professor für Liturgie gewesen war: Dann ist die Sache erledigt. Wir können den Leuten doch nicht verbieten, Bibeltexte vorzutragen.
Frage, die «man» nicht stellt und «frau» nicht stellen sollte
Nur eben: Monika Schmid hat in ihrem Bistum Chur bald einen anderen Bischof erlebt, vor allem im Zusammenhang mit ihrem Engagement im Fernsehen. Sie stellte 2008 im «Wort zum Sonntag» die simple Frage: Wie kann die Kirche einen Ordensmann, der ein Kind missbraucht hat, in eine andere Pfarrei versetzen, einen Priester aber, der im gegenseitigen Vertrauen eine Frau liebt, des Amtes entheben?
Bischof Vitus Huonder, der damals neue Bischof von Chur, setzte Monika Schmid umgehend ab und entzog ihr die Missio canonica. Nur weil der ehemalige Bundesrichter Giusep Nay den Bischof darauf hinwies, dass der Entzug der Missio rechtswidrig sei, blieb Monika weitere 14 Jahre Gemeindeleiterin von Effretikon. Manchmal muss eben das Recht der Vernunft auf die Sprünge helfen. Auch wenn zuzugeben ist, dass Monika Schmid eine Bedingung nicht erfüllte. Doch davon wie gesagt später.
Jedenfalls sagte sie bei dieser Gelegenheit dem Bischof: «Der Missbrauch, von dem ich gesprochen habe, wird euch einholen. Wenn ihr jetzt reagieren würdet, könntet ihr den Betroffenen und euch selbst viel Leid ersparen.» Wie recht sie hatte! Doch den vernichtenden Bericht darüber im Herbst 2023 – verfasst von zwei Professorinnen der Universität Zürich im Auftrag der Bischofskonferenz – erlebte Vitus Huonder als amtierender Bischof nicht mehr. Und nun ruht er im Grab, bei den Piusbrüdern in Écone, neben Erzbischof Lefebvre.
In all den Jahren blieb Monika Schmid der Anker ihrer Pfarrei. Sie hatte tausend Ideen und entwickelte vielfältigen Formen, mit denen sie das Biblisch-Christliche unter die Leute brachte. Und die Gläubigen beteiligten sich immer aktiver am Leben der Pfarrei. Monika Schmid war auch an vielen anderen Orten präsent, im Radio, in der Presse, bei Vorträgen. Es war stets pikant, wie sie genau jene Fragen stellte, die «man» nicht stellt und die «frau» nicht stellen sollte. Der Kaiser ist nackt, wie das Kind in Hans Christian Andersons Märchen klarmacht – auch mancher Bischof. Mit ihren Fragen hat sich Monika Schmid viel Respekt verschafft, gerade auch in der säkularen Öffentlichkeit. Sie war und ist bis heute eine Referenz-Person für Menschen innerhalb und ausserhalb der Kirche, die über Glauben und Kirche nachdenken und mit den herrschenden Zuständen Mühe haben. In der ganzen Zeit verfügte sie über ein Kapital, das in der Kirche vielen zwischen den Fingern zerronnen ist: die Glaubwürdigkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der sie der Figur des Jesus von Nazareth im Angesicht der Probleme unserer Zeit nachging.
«Der Churer Bischof Joseph Bonnemain ordnete getreu der Polemik eine rechtliche Voruntersuchung an. Er musste wohl. Ich anerkenne, dass er viele Dinge gut macht. Nur will es mir nicht gelingen zu akzeptieren, dass offensichtliche Fehlentscheide mit Zwängen des Systems gerechtfertigt werden. Eine Bischofswahl ist ja keine Geiselnahme!» Erwin Koller
Kirchliche Praktiken, den Glauben eher vertreiben als ihn zu nähren
Nur eben: Die Rachegeister in der Kirche haben sie am Ende nochmals in hässlicher Weise eingeholt. Beim Abschiedsgottesdienst am 28. August 2022 machte der leitende Priester, Kapuzinerpater Josef Regli, den Vorschlag, dass zu diesem festlichen Anlass auch der Diakon und die zwei Seelsorgerinnen am Altar den Einsetzungsbericht mitsprechen – zusammen mit den zwei Priestern. Schliesslich sei die Eucharistie seit je eine Sache der Gemeinschaft.
Weil jedoch das einschlägige Video – gegen Treu und Glauben – im Internet landete, fuchtelten Monikas Gegner gleich mit der Inquisitionskeule, allen voran Hans-Jürgen Feulner, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der hiesigen Wiener Fakultät. Ich habe ihm dann geschrieben, er solle doch Monika Schmid mal nach Wien einladen. Sie werde ihm und seinen Studierenden eine Menge kluger Hinweise geben, wie man aus der Sonntagspflicht ein Sonntagsfest macht. Die heutige Preisverleihung wäre eine gute Gelegenheit, diese freundliche Einladung auszusprechen.
Der Churer Bischof Joseph Bonnemain ordnete getreu der Polemik eine rechtliche Voruntersuchung an. Er musste wohl. Ich anerkenne, dass er viele Dinge gut macht. Nur will es mir nicht gelingen zu akzeptieren, dass offensichtliche Fehlentscheide mit Zwängen des Systems gerechtfertigt werden. Eine Bischofswahl ist ja keine Geiselnahme!
«Monika Schmid hat mit ihrem Team einen Abschiedsgottesdienst geleitet, den alle Beteiligten im überfüllten Gotteshaus – und draussen vor der Tür – ohne Ausnahme konzentriert und ergriffen mitfeierten, so dass man – ich war dabei – eine Nadel hätte auf den Boden fallen hören. Doch zum Dank dafür und für ein fast vier Jahrzehnte langes fruchtbares und beispielhaftes Wirken in der Pfarrei erhält sie vom Bischof sozusagen ein Berufsverbot.» Erwin Koller
Bei der rechtlichen Voruntersuchung nahm ich auf Bitte der Betroffenen und mit Erlaubnis des Offizials an allen fünf Einzelbefragungen teil. Und ich war bass erstaunt, für welche Luxusprobleme die Kontrollfreaks der Kirche und ihre Adepten noch heute keinen Aufwand und keine Mittel scheuen, um auch ja die Fassade intakt zu erhalten. Oder um sinngemäss die Klage von Zwinglis Kaplänen aufzugreifen: Sie inspizieren akribisch, ob die Gottesmetzger ihre Messer akkurat geschliffen hätten, und fragen sich nie, ob sie mit ihrer Art, die Religion zu praktizieren, Menschen nicht eher den Glauben vertreiben als ihn zu nähren.
Keine Straftat, aber eine harte Strafe
Jedenfalls musste der Bischof am Ende – ein Jahr später – festhalten: «Die fünf Beteiligten haben … keine Straftaten im eigentlichen Sinn begangen, die ein Strafverfahren erforderlich machen würden.»
Nur stellen Sie sich vor: Auch dieser Entscheid musste zuvor von der römischen Glaubenskongregation und von der Gottesdienstkongregation gutgeheissen werden. Doch nicht genug des «surrealen Theaters», wie es der Chef des katholischen Mediendienstes kath.ch nannte. Ein paar Zeilen weiter unten schreibt derselbe Bischof Bonnemain recht paradox und im Grunde widersprüchlich: «Die fünf Mitwirkenden haben zweifelsohne im liturgischen Bereich schwerwiegend zuwidergehandelt … Das erfordert disziplinäre Massnahmen.» Und diese waren schmerzhaft.
Monika Schmid hat mit ihrem Team einen Abschiedsgottesdienst geleitet, den alle Beteiligten im überfüllten Gotteshaus – und draussen vor der Tür – ohne Ausnahme konzentriert und ergriffen mitfeierten, so dass man – ich war dabei – eine Nadel hätte auf den Boden fallen hören. Doch zum Dank dafür und für ein fast vier Jahrzehnte langes fruchtbares und beispielhaftes Wirken in der Pfarrei erhält sie vom Bischof sozusagen ein Berufsverbot. Ihre Schuld bestand darin, dass sie im Jahr 2022 das Hochgebet mitgesprochen hat, getreu einer Maxime der mittelalterlichen Theologie: «Tota communio concelebrat. – Die ganze Gemeinde konzelebriert.» Dafür wurde sie betraft.
Und nun halten Sie sich vor Augen: Bischof Bonnemain war zuvor selber Arzt und dann Krankenseelsorger. Er wusste, wie gross dort der Mangel an geeigneten Seelsorgenden ist. Wie jedoch Monika Schmid nach ihrem altersbedingten Abschied aus der Pfarrei eine dringende Anfrage von einer psychiatrischen Klinik erhält, verbietet ihr ausgerechnet dieser Bischof, diesen Dienst auch nur vorübergehend wahrzunehmen. Und zu alledem legt er ihr und allen Mitbeteiligten ein Schweigegebot auf. Omertà nennt dies die «ehrenwerte Gesellschaft».
Sowas erschüttert die Ökumene zwischen Volkskirche und Klerikerkirche. Man möchte sich wünschen, die römischen und diözesanen Behörden hätten einen Bruchteil dieser Anstrengungen für Missbrauchsopfer und gegen ihre Täter eingesetzt. Hier haben sie jegliches Augenmass verloren. Dass inzwischen auch einige Schweizer Bischöfe von Rom gerüffelt wurden, ist kein Gegenbeweis: Zu gross ist die Diskrepanz zwischen einem theologisch geringfügigen liturgischen Ermessensentscheid, wie er hier vorliegt – und bei dem ich in der Beurteilung ganz auf der Seite von Pater Josef Regli stehe –, und den Verbrechen, die Bischöfe gedeckt und verschwiegen haben.
Was ist Herzstück und was Nebensache?
Liebe Monika, du weisst, wie es war, wenn du wieder mal an den Bischöflichen Hof in Chur zitiert wurdest. Du musstest dort, bevor du mit dem Bischof reden konntest, eine mächtige Treppe hochsteigen, zwei Stockwerke, ein klassisches Treppenhaus aus dem 18. Jahrhundert, nicht gerade so prächtig wie jenes von Balthasar Neumann in der Residenz von Würzburg, aber aufgelistet im Archiv der Kunstdenkmäler der Schweiz. Ein Erbstück des Fürstbistums, wie es wohl auch hierzulande an vielen Orten in die Gegenwart hineinragt, Zeugnis der zweifelhaften Verbindung von Thron und Altar seit der konstantinischen Wende. Die Kapelle, zu der die Treppe oben führt, ist im Vergleich zum Treppenhaus geradezu mickrig.
«Nun bin ich noch eine Antwort schuldig geblieben. Welches war die Eignung, die dir, Monika, für die Leitung einer Pfarrei fehlte? Es ist ganz einfach … Du hattest keine Angst.» Erwin Koller
Es wird dir niemand verargen, liebe Monika, wenn du dies als Sinnbild siehst für die Kirche insgesamt: eine überdimensionierte und mächtige Hierarchie, die das, was ihr Herzstück sein müsste, zur Nebensache degradiert. Du verwehrst damit ja den paar Schwalben, welche die Weltsynode kürzlich in Rom aus dem Käfig gelassen hat, keineswegs den Landeplatz. Mag die Trompete von Jericho, die du heute bekommst, diesen Ausgeburten klerikaler Machtphantasien den Marsch blasen, damit nicht noch mehr Gläubige – und du selbst – über dem Schmerz an ihrer Kirche verzweifeln.
Das Fundament der Mauern von Jericho ist die Angst
Nun bin ich noch eine Antwort schuldig geblieben. Welches war die Eignung, die dir, Monika, für die Leitung einer Pfarrei fehlte? Es ist ganz einfach … Du hattest keine Angst. Wärest du Kandidatin für ein Bischofsamt gewesen – wovor dich ja Gott nicht zu bewahren braucht –, aber gesetzt den Fall, in hundert Jahren oder so, dann wäre die Angst, die dir abgeht, ein noch viel höheres Weihehindernis als dein Geschlecht. Und ich vermute, dass die erste Hürde mit der zweiten Hürde innerlich zusammenhängt.
Nun aber, liebe Monika, bitte ich dich: Bleib, die du bist! Das Fundament der Mauern von Jericho ist die Angst. Ist s i e weg, fallen die Mauern. So steht die Trompete von Jericho gut zu dir. Mag die heutige Preisverleihung vielen Mut machen, sich für eine angstfreie Kirche stark zu machen. Ich gratuliere dir, Monika! Und ich danke allen für Ihre Aufmerksamkeit.
Dankesworte bei der Verleihung der Trompete von Jericho
Die Dankesrede von Monika Schmid ist ein aufwühlendes, bewegendes und bereicherndes Zeugnis getragen vom Engagement für das Menschliche und für eine Kirche, die auf den Spuren Jesu unterwegs ist. Der aufbruch gratuliert Monika Schmid und dokumentiert die Rede ungekürzt. (Red.)
Von Monika Schmid
In bewegten Zeiten finden wir uns hier zusammen. Die USA hat ihren Präsidenten gewählt. Man reibt sich die Augen, eine Mehrheit auch katholischer Christen:innen hat einen verurteilten Verbrecher zum Präsidenten gewählt. In Deutschland ist gerade eben die Regierung zerbrochen. Tausende Menschen in verschiedenen Kriegsgebieten rund um uns herum sind grossem Leid und unendlicher Angst ausgesetzt. In der Kirche ging die Weltsynode zu Ende und hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl, bei mir auch eine Leere…
Unsere Kirche hätte es in der Hand, mit dem Beispiel Jesu voranzugehen und sich stark zu machen für Gerechtigkeit und Frieden, wenn sie bereit ist, diese Gerechtigkeit innerkirchlich zu leben: Frauen auf Augenhöhe zu begegnen und allen Menschen die EINE Würde zuzuerkennen. Ihr, die Reformbewegungen Österreichs, habt letztes Jahr ein Zeichen gesetzt und OutinChurch ausgezeichnet. Der Vorsitzende, Jens Ehebrecht-Zumsande, durfte den Preis entgegennehmen.
Vor diesem Hintergrund bin ich heute hier und möchte einfach danke sagen, dass ich als einfache Pfarreiseeelsorgerin mit der Trompete von Jericho ausgezeichnet werde. Es ist mir eine grosse Ehre und ich weiss die grenzüberschreitende Aufmerksamkeit zu schätzen.
Ganz herzlich danke ich auch dir lieber Erwin Koller für deine bewegende Laudatio, die mich zu Tränen gerührt hat. Du bist ein fundierter Theologe und Publizist, dies spricht aus deinen Worten der Laudatio und du bist ein Freund. Seit Jahren begleitest du mich durch viele Hochs und Tiefs meines Schaffens. Du bist ein ehrlicher Ratgeber und deine Feedbacks auf meine Gottesdienste und Predigten waren mir stets Ansporn zur Vertiefung und Rückhalt, meinem Weg treu zu bleiben.
Es ist mir auch eine grosse Freude Ihnen, Herr Schüller, hier wieder zu begegnen. Vor zwölf Jahren durften wir gemeinsam den Herbert-Haag-Preist für Freiheit in der Kirche entgegennehmen.
Die Kunde von meinem Abschiedsgottesdienst am 28. August 2022 aus der Pfarrei St. Martin, Effretikon, in der Nähe von Zürich, hat sich innert Tagesfrist weltweit verbreitetet. Auch wenn viele Wege nach Rom führen, diese Kunde hat den schnellsten Weg erwischt. Was als Pfarreireignis gedacht war, wurde plötzlich, durch Unachtsamkeit des Medienportals kath.ch, öffentlich. Ich wusste nicht so recht, wie mir geschah. Von überall her kamen Reaktionen, viele wunderbar stärkende und es kamen auch die gehässigen und da war auch schon die Reaktion aus Rom. Ohne eine vorherige persönliche Kontaktaufnahme seitens unseres Diözesanbischofs war bereits am 2. September auf der bischöflichen Website zu lesen: (Ich selbst habe es erst gesehen, als man mich darauf aufmerksam machte)
«Als Diözesanbischof habe ich die Pflicht, zu den Ereignissen der letzten Woche in Zusammenhang mit der Pensionierung der Seelsorgerin der Pfarrei St. Martin, Illnau Effretikon, zu reagieren. Aufgrund der Tragweite dieser Vorfälle habe ich bewusst nicht unmittelbar gehandelt. In einer solchen Situation ist es wichtig, eine angemessene Vorgehensweise sorgfältig abzuwägen. (Man beachte: zwischen Gottesdienst und dieser Veröffentlichung liegen gerade einmal vier Tage)
Die Komplexität des stattgefundenen liturgischen Missbrauchs erfordert die Eröffnung einer kanonischen Voruntersuchung. Die Ergebnisse dieser ersten Abklärung bilden die Grundlage für allfällige, weitere Massnahmen. Zudem werden sie zeigen, ob es sich dabei um Vergehen handelt, deren Beurteilung dem Dikasterium für die Glaubenslehre vorbehalten sind und demzufolge dorthin gemeldet werden müssen.»
Joseph Maria Bonnemain Bischof von Chur
Chur, 2. September 2022
Ich war aufgewühlt. Liturgischer Missbrauch! Wie kann ein Bischof, im Angesicht des wirklichen, weltweiten sexuellen Missbrauchs an Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen, des vielfältigen verheerenden spirituellen Missbrauchs in unserer Kirche, hier von Missbrauch sprechen? Ich weinte, nicht um mich, ich weinte um all die Kinder, all die Menschen, die Missbrauch erlebt hatten und ihr Leiden nun mit dieser Aussage, einmal mehr banalisiert wurde.
Es sei ein Ausdruck des Kirchenrechts, erwiderte mir der Bischof, als ich ihn darauf angesprochen habe. «Und das rechtfertigt Sie, diesen Ausdruck in der gegenwärtigen Situation der Kirche zu verwenden!», antwortete ich ihm.
Einmal mehr habe ich verstanden, dass das Kirchenrecht über dem Menschlichen, über dem Menschen und über Jesus dem Christus steht.
All die Menschen, die den Abschiedsgottesdienst in der überfüllten Martinskirche mitgefeiert hatten, die mitgeweint, mitgebetet, mitgesungen hatten, die in der frohen Botschaft, Jesus begegnet sind und in der Eucharistie zum einen Leib Christi geworden sind – sie alle wussten nicht, was hier geschah. Sie verstanden im wahrsten Sinn des Wortes die Welt nicht mehr. Nie hat der Bischof diese Leute befragt, was sie in dieser Feier erlebt haben. Der Bischof entschied ohne die Gemeinde, ohne alle, die dabei waren.
Es begann eine langwierige Untersuchungsphase, die wir Seelsorgende, die beim Abschiedsgottesdienst dabei waren über uns ergehen lassen mussten. Der Bischof reiste in dieser Sache mehrmals nach Rom, wie er verlauten liess. Ich fragte mich: … Dass ein Bischof, dafür Zeit hat? Gibt es denn nichts Wichtigeres, das Kirchenleute beschäftigen müsste?
Meine Motivation bei diesem «surealen Theater» mitzumachen und mich nicht zu verweigern, war nur der eine Grund, dass ich den verbleibenden Seelsorgenden in der Pfarrei und Kapuzinerpater Josef Regli, der der Eucharistie vorgestanden ist, keine Steine in den Weg legen wollte. Es war mein einziges Anliegen, dass diese Seelsorgenden weiter arbeiten konnten. So ist es gekommen. Sie kamen mit einer Verwarnung und der Verpflichtung zu einem «Liturgiekurs» davon. Mir versagte der Bischof weitere Dienste in der Kirche zu übernehmen. Trotz Personalmangel werde ich nicht für aushelfende Mitarbeit angefragt. (Erwin Koller hat es in der Ludatio bereits erwähnt.)
Bei mir ist in dieser Zeit vieles zerbrochen. Wenn ich vorher immer noch an eine Veränderung in der Kirche geglaubt habe, ist mir dieser Glaube abhanden gekommen. Nur Menschen wie auch Sie hier heute Abend und Ihr Einsatz für eine glaubwürdige Kirche lassen meine Hoffnung nicht ganz sterben. Denn ich möchte nicht niederreissen, sondern, dort, wo es möglich ist, aufbauen.
Vielleicht spiele ich das falsche Instrument. Mit meinem Klavier-, Orgel- und Flötenspiel habe ich keine Wände zum Einstürzen gebracht, aber die Musik war mir immer Ausgleich in all den Wirren meines Lebens und mein Einstehen für eine glaubwürdige, menschliche Kirche hat vielleicht an ein paar Wänden gerüttelt.
Heute halte ich die Trompete von Jericho in der Hand, auch wenn ich ihr keine Töne entlocken kann. Sie steht symbolisch dafür, dass wir gemeinsam stark sind und so an den verschiedenen Orten, wo wir hingestellt sind, dazu beitragen können, dass in unserer Kirche Menschlichkeit, Offenheit, Angstfreiheit und Menschenwürde an erste Stelle stehen.
Vor ziemlich genau einem Monat haben wir unseren 97 jährigen Vater beerdigt. Er ist gestorben, wie er gelebt hat. Würdevoll, bescheiden, von innerem Frieden getragen. Aus der Zeit der Schweizergarde in seinen jungen Jahren hat er uns zwei Dinge mitgegeben: 1. «Wenn du nach Rom gehst, brauchst du einen starken Glauben, sonst kommt er dir gänzlich abhanden!» Als Kind habe ich das wörtlich genommen und wollte deshalb nur nie nach Rom – erst später habe ich gemerkt, was er damit gemeint hat.
Das Zweite, aber, er hat es nicht von einem Geistlichen, sondern von seinem Vorgesetzten in der Garde: (das muss ein weiser Vorgesetzter gewesen sein) «Sein, nicht scheinen»!
Dies wurde zu seinem Lebensmotto und danach hat er gelebt und uns Kindern den aufrechten Gang mitgegeben. Diesem aufrechten Gang und dem Lebensmotto meines Vaters bin ich heute mehr denn je verpflichtet.
Ich weiss, dass ich das, was ich geworden bin, vor allem durch andere geworden bin. Darum möchte ich hier all jenen danken die mir den aufrechten Gang gelehrt haben oder mich darin unterstützten:
• Meinen verstorbenen Eltern, die mich den aufrechten Gang gelehrt haben und meinen Geschwistern, die immer zu mir gestanden sind.
• Pater Josef Regli, für seine Begleitung seit dem Studium!
• Meinem leider viel zu früh verstorbenen «Lehrmeister» und Freund Pfarrer Jakob Romer, ohne ihn wäre ich nie im kirchlichen Dienst geblieben.
• Dir Erwin Koller und deiner Frau Brigitte, ihr habt mich gelehrt, als Theologin an mich zu glauben.
• Ich danke all den Wegbegleitern wie Pfarrer Ferdi Schirmer, der mich öffentlich als priesterliche Partnerin vorgestellt hat, Giusep Nay, für seine juristische Unterstützung, Pater Willi Anderau für manchen «Tritt» ans Schienbein unter dem bischöflichen Gesprächstisch, wenn ich wieder einmal dem Bischof gegenüber viel zu «ehrlich» war.
Ich danke vielen Menschen aus der Pfarrei St. Martin, die als mündige Christen und Christinnen mit auf den Weg gekommen sind. Ohne diesen Rückhalt wäre meine Reformarbeit nicht möglich gewesen.
Ich danke, meiner Freundin Annemarie Siegrist für Ihre Treue in allen Hochs und Tiefs des Alltages. Bei ihr und ihrem Mann Adrian stand und steht auch spät abends noch ein Teller warme Suppe für mich bereit…
Und ich danke Ihnen, die mich heute mit diesem Preis auszeichnen. Ich danke Ihnen, dass ich in Ihren Augen würdig genug bin, diese Auszeichnung zu erhalten.
Was ich geworden bin, bin ich durch andere geworden!
In diesem Bewusstsein nehme ich den Preis entgegen. Es ist eine Auszeichnung, die viele verdienen würden, die sich für eine Kirche engagieren, die den Blick auf Christus nie verliert und den Menschen in die Mitte nimmt. Ich sehe mich deshalb nur stellvertretend für die Vielen und hoffe, diesem Preis gerecht zu werden. Ich danke nochmals ganz herzlich und schliesse mit einem Gebet der grossen Theologin Dorothee Sölle.
Ich bin dein Baum
Du hast mich geträumt Gott
wenn ich den aufrechten Gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als erlaubt
Hör nicht auf
mich zu träumen Gott,
Ich will nicht aufhören
mich zu erinnern,
dass ich dein Baum bin
gepflanzt an den Wasserläufen
des Lebens.
Ganz herzlichen Dank!
Dank solch wunderbaren Menschen wie Monika Schmid (und den anderen hier erwähnten) bin ich bis heute der katholischen Kirche treu geblieben.
Solche Menschen helfen mir, ein Fünkchen Hoffnung für die katholische Kirche zu bewahren und die gute Arbeit, die sie leisten, durch meine „Mitgliedschaft“ weiterhin zu unterstützen.
Werte Frau Schmid
Herzliche Gratulation zur Auszeichnung. Alle Achtung vor Ihnen, dass Sie nicht eingebrochen sind, vor dem Machtgebaren der „Altherren“ in unserer Kurie der Kirche. Diese „Senioren“ können es einfach nicht einsehen, dass die Frauen nicht würdig sein sollen, alle Ämter in der Kirche ausüben zu können. Dies kann und will ich einfach nicht mehr akzeptieren. Bin wohl nicht alleine. Siehe die Austritte in letzter Zeit. Ich bleibe und versuche, in dieser Sache Gegensteuer zu geben. Auf die Gefahr hin, „exkommuniziert* zu werden. Wenn auch!!
Weiterhin alles Gute und Gottes Segen wünscht
Paul Meier
Die verknorzten Kirchenmänner merkens immer noch nicht – die jetzige röm. kath. Kirche in Europa bricht durch ihr eigenes Verschulden zusammen. Jesus – oder sonstwer – wird die jetztigen Kirchenfürsten, die sich wie Pharisäer verhalten, zum Tempel hinausjagen.
Eine grundlegende Reform geht einher mit der kompletten Intergration der Frauen in alle kirchlichen Ämter inkl. Päpstin.
Ob ledig, liiert, verlobt, verheiratet, geschieden, verwitwet – allen, aber auch allen, steht dann in der Kirche und im Kloster jeder Beruf offen. Aus meiner Sicht wird es so kommen.
Liebe Monika
Mit grosser inneren Anteilnahme haben wir die ausgezeichnet formulierte Laudatio von Erwin Koller gelesen. Es hat uns sehr bewegt, was du alles geleistet hast trotz irrsinniger Widerstände und herabwürdigender Behandlung durch die kirchliche Obrigkeit. Verständlich, bist du ernüchtert, aber nicht verbittert. Wir selber haben es aufgegeben, auf eine wirkliche Reform der römisch-katholischen Kirche zu hoffen. Aber wir glauben, dass es immer Menschen gibt und geben wird, die – in oder ausserhalb verfasster religiöser Systeme – versuchen, ihre eigene menschliche Würde wahr zu nehmen und die ihrer Mitmenschen ebenso. Wir sind tief beeindruckt, was du durchgestanden, gestaltet und inspiriert hast und wünschen dir für die kommenden Jahre viel Zeit und Musse, dass du das, was du gesät hast, selber in grosser Fülle ernten darfst. In ferner, aber herzlicher Verbundenheit
Rita und Gusti Brühwiler
Dieses beschämende Getue rund um den Abschiedsgottesdienst von Monika Schmid, dieser priesterlichen Frau im Dienste der Kirche, löst bei mir Empörung aus auf ein System, das ihre von Männern gemachten gesetzlichen Vorschriften und deren Hüter zur obersten Maxime hochstilisieren. Das ist Gotteslästerung (Idolatrie), widerspricht es doch zutiefst dem Geist des Mannes aus Nazaret. Das röm. kath. System täte gut daran, sich endlich ernsthaft auf die menschenfreundlichen Anliegen Jesu zu besinnen und sich von menschenverachtender Polemik und Politik zu verabschieden. Eine andere Zukunft als eine radikale Umkehr (die sie so gerne ihrem Fussvolk predigt), gibt es für sie nicht!
Beatrix Staub-Verhees,
Fribourg/Freiburg i.Üe.