Milliarden für das Militär, während Menschen verhungern

Das neue SIPRI (Stockholmer Institut für Internationale Friedensforschung) Yearbook 2024 bietet wieder einen Überblick über Entwicklungen im Bereich der internationalen Sicherheit, Waffen und Technologie, Militärausgaben, Rüstungsproduktion und -handel sowie über bewaffnete Konflikte und Konfliktmanagement. Das neue Jahrbuch befasst sich auch mit Bemühungen zur Kontrolle konventioneller, nuklearer, chemischer und biologischer Waffen.

Von Heinrich Frei

2023: 50 bewaffnete Konflikte

Dan Smith, der Direktor von SIPRI, schrieb «Die Welt hat mit einer Vielzahl von Herausforderungen zu kämpfen, darunter mit über 50 bewaffneten Konflikten im Jahr 2023.» … «Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine nimmt kein Ende und der israelisch-palästinensische Konflikt ist eskaliert.» «Der Bürgerkrieg im Sudan führte zu tausenden Toten und Millionen Vertriebenen durch die Kämpfe.»…«Wenn wir die weltweite Lage des Jahres 2023 betrachten, werden wir mit einer Realität konfrontiert, die allzu viele von uns als entmutigend empfinden».

Weltkarte: Anzahl der geschätzten konfliktbedingten Todesopfer bei bewaffneten Konflikten des Jahres 2023

pastedGraphic.png

2023: 2‘443 Milliarden US-Dollar weltweite Ausgaben für das Militär

SIPRI dokumentiert im neuen Jahrbuch, wie die weltweiten Ausgaben für das Militär in den letzten Jahren stark zugenommen haben. 2005 betrugen sie 1‘443 Milliarden US-Dollar, 2021 schon 2‘163,6 Mia. USD, 2022 2‘241,5 Mia. USD und 2023 2‘443 Milliarden US-Dollar.

Hinsichtlich der weiter gefürchteten russischen Bedrohung sollte festgehalten werden, dass die NATO-Rüstungsausgaben die russischen 16-mal übertreffen. 

Weltweite Kriegsmaterialexporte von 2019 – 2023

Zwischen 2019 – 2023 war der größte Exporteur von Kriegsmaterial, von Großwaffen (major arms), die USA mit einem Anteil von 42 Prozent, gefolgt von Frankreich und Russland mit 11 Prozent, China 5,8 Prozent, Deutschland 5,6 Prozent, Italien 4,3 Prozent, Großbritannien 3,7 Prozent, Spanien 2,7 Prozent, Israel 2,4 Prozent und Südkorea 2 Prozent. Die Schweiz steht in dieser Liste mit 0,5 Prozent an 15. Stelle.

pastedGraphic.png

Die wichtigsten Exporteure und Importeure von Großwaffen von 2019-23

pastedGraphic.png

Prozentualer Anteil der weltweit zehn größten Exporteure an den Ausfuhren von Großwaffen von 2019-23

Firmen und Länder, die Kriegsmaterial produzieren

Die fünf größten Rüstungsunternehmen der Welt sind in den Vereinigten Staaten von Amerika beheimatet:

1. Lockheed Martin Corp., (Umsatz Rüstung 2022: 59,39 Milliarden US-Dollar), 2. Raytheon Technologies, (39,57 Milliarden USD), 3. Northrop Grumman Corp., (32,3 Milliarden USD), 4. Boeing (29,3 Milliarden USD), 5. General Dynamics Corp. (28,32 Milliarden USD, diese Firma besitzt die Firma Mowag in der Schweiz)

Diese US-Unternehmen produzieren die ganze Palette an Waffen: Kampfjets, Panzer, Raketen, Drohnen, Helikopter, konventionelle und nukleare Bomben, Munition, Satelliten, Kriegsschiffe, Unterseeboote, Minen usw.. Infos über die Produkte dieser Konzerne können auf der Website dieser Unternehmen abgerufen werden. 

6. BAE-Systems, Großbritannien, (26,9 Milliarden USD, diese britische Firma produziert Kampfjets, Panzer, Kampfhelikopter, Kanonen, Munition, auch Atombomben usw.), 7. NORINCO, China, (22,06 Milliarden USD), 8. AVIO, China, (20,62 Milliarden USD), 9. CASC, China, (19,56 Milliarden USD), 10. Rostec, Russland, (16,81 Milliarden USD), 11. CETC, China, (15,08 Milliarden USD), 12. L3 Harris Technologies, USA, (12,63 Milliarden USD), 13. Leonardo, Italien, (12,447 Milliarden USD), 14. Airbus Trans European, (12,09 Milliarden USD), 15. CASIC, China, (11,77 Milliarden USD),  16. CSSC, China, (10,44 Milliarden USD), 17. Thales, Frankreich, (9,42 Milliarden USD), 18. HII, USA, (8,753 Milliarden USD), 19. Leidos, USA, (8,677 Milliarden USD), 20. Amentum, USA, (6,56 Milliarden USD)…… 28. Rheinmetall, Deutschland, (4,55 Milliarden USD).

Zwanzig Firmen die Atomwaffen herstellen

Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) dokumentiert die zwanzig Firmen, die Atomwaffen herstellen, und zeigt auch, dass Schweizer Banken in den letzten Jahren in ausländische Rüstungskonzerne investierten, die an der Atomwaffenproduktion beteiligt sind. Laut dem Kriegsmaterialgesetz ist die «direkte und indirekte Finanzierung» von verbotenem Kriegsmaterial nicht erlaubt. Verbotene Waffen sind in der Schweiz chemische und biologische Waffen, Atombomben, Streubomben und Antipersonen Minen.

pastedGraphic.png

Januar 2023: 12’121 nukleare Sprengköpfe sind auf der Erde verfügbar

Die Tabelle von SIPRI über die Atomstreitmächte dieser Erde zeigt in der ersten Spalte, wann ein Land den ersten Atomtest durchgeführt hat. In der zweiten Spalte wird die Zahl der Sprengköpfe in Bereitschaft aufgeführt, in der dritten Spalte Bomben am Lager. In der vierten Spalte findet sich das Total der verfügbaren Sprengköpfe, in der fünften Spalte Atombomben, die zurückgezogen wurden, und in der sechsten Spalte das Total der nuklearen Sprengköpfe, über die ein Land verfügt.

pastedGraphic.png

Kommentar zu den Atomwaffen und zu den Rüstungsausgaben

Ein atomarer Weltkrieg könnte die Menschheit weitgehend vernichten

Positiv ist, dass seit 2005 die Zahl der verfügbaren nuklearen Sprengköpfe abgenommen hat, von ca. 16’000 auf 12’500. Dennoch würde ein Bruchteil dieses Bombenarsenals genügen, um die Erde für Menschen unbewohnbar zu machen. Ein vollständiges Verbot von Atomwaffen wäre daher ein Meilenstein, der Trend geht aber in eine andere Richtung: In den hochtechnologisch führenden USA propagieren Hardliner wieder die Erstschlag-Ideologie. Schon mehrmals nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Menschheit am Abgrund einer atomaren Katastrophe. Ein Atomkrieg könnte auch durch einen Unfall oder eine technische Panne ausgelöst werden. Pannen, die wir bei Computersystemen, bei Autos, bei Flugzeugen, bei Aufzügen usw. immer wieder erleben. Auch ein begrenzter Atomkrieg mit «nur» hundert explodierten Sprengköpfen würde zu einem nuklearen Winter führen gefolgt von weltweiten Hungersnöten.

Was sagen uns diese Zahlen?

Die weltweiten Rüstungsausgaben des Jahres 2023 sind 67 Mal höher als die Beiträge, die das Welternährungsprogramm von 2021 bis 2024 erhalten hat.

pastedGraphic.png

Weltweit sind 117 Millionen Flüchtlinge auf Hilfe angewiesen 

117 Millionen Menschen sind heute weltweit auf der Flucht, zeigt ein neuer Bericht der UNO. Viele dieser Frauen, Männer und Kinder mussten in der Folge von Kriegen fliehen. 68,3 Millionen gelten als Binnenflüchtlinge. Sie mussten ihre Häuser und Gemeinden verlassen, befinden sich aber noch innerhalb der Grenzen ihres Herkunftslandes. Diese Zahl entspricht der gesamten Bevölkerung von Großbritannien. Die Flüchtlinge wären auf Hilfe angewiesen, die aber in vielen Fällen ausfällt. Das Welternährungsprogramm verfügt über viel zu wenige Mittel, die Erdenbürger zu versorgen, die durch den Hunger und durch Kriege betroffen sind.

Jährlich sterben weltweit etwa neun Millionen Menschen an Hunger

Nach einem jahrzehntelangen Rückgang und fünf Jahren relativer Stabilität seit 2014 ist der Anteil der unterernährten Menschen weltweit seit 2020 wieder gestiegen. So waren im Jahr 2022 laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, der FAO, schätzungsweise 9,2 Prozent der Weltbevölkerung von Hunger betroffen, in absoluten Zahlen waren im Jahr 2022 zwischen 691 und 783 Millionen Menschen auf der Welt vom Hunger heimgesucht.

Was für Europäer unglaublich klingt: In den USA hungerten im Jahr 2005 10,8 Millionen US-Bürger. Insgesamt waren es gar 35 Millionen, also jeder achte US-Amerikaner, die «Schwierigkeiten hatten, sich zu ernähren». Heute ist die Situation in den USA nicht viel besser geworden, während die Hegemonialmacht für ihre Überlegenheit 916 Milliarden US-Dollar für das Militär ausgab.

1 Gedanke zu „Milliarden für das Militär, während Menschen verhungern“

  1. Mein Fazit: Offenbar kann – und will der Mensch gar nicht – ohne Krieg leben. Offenbar brauchts zur Dezimierung der Weltbevölkerung Krieg. Offenbar schaut der Konzern Kirche in Rom, einmal mehr zu – wie damals schon im 2. Weltkrieg .

    Antworten

Schreibe einen Kommentar