Regenerativ: Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter

Wir leben in einer krisengebeutelten Zeit: Soziale Gefüge zerfallen, psychische Erkrankungen nehmen zu, der Klimawandel verschärft sich und auch in der Natur sind verschiedene Negativtrends zu bemerken. Zeit also für den dringend nötigen Aufbruch in ein ökologisches Zeitalter, glaubt der österreichische Arzt und Biologe Martin Grassberger. In seinem neusten Werk Regenerativ: Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter“, das 2024 im Residenz Verlag erschienen ist, formuliert er daher eine dringliche Aufforderung zum Wandel: Angesichts der zunehmenden Krisen reiche es nicht mehr aus, lediglich nachhaltig zu handeln. Stattdessen müssten wir einen Schritt weiter gehen und uns auf regenerative Praktiken konzentrieren, um die Grundlagen unseres Planeten und der Gesellschaft wiederherzustellen und zu revitalisieren.

Von Anna K. Flamm

Komplexes verstehen und verorten

Ein zentrales Thema des Buches ist die paradoxe Situation, in der wir uns heute befinden: Trotz eines nie da gewesenen Wissensstandes zerstören wir weiterhin die lebenswichtigen Ressourcen unseres Planeten in rasantem Tempo. Warum? Weil Wissen eben nicht automatisch Weisheit bedeutet, Wissenschaft nicht zwangsläufig zu Klugheit führt. Wo sich die linke Hirnhälfte, die sich auf Analyse, Kategorisierung und Rationalität fokussiert, als dominant erweist und die rechte, die Kontexte holistisch wahrnimmt, einzelne Wahrnehmungen der linken Hemisphäre in ein größeres Ganzes einbettet und so dem Ganzen schlussendlich Sinn verleiht, in den Hintergrund tritt, ist der Mensch überfordert. Die einseitige Denkweise nämlich entfremdet ihn von der Natur, von sich selbst, so Grassberger. Weder Nachhaltigkeit, wissenschaftliches Faktenwissen noch technische Innovationen allein reichten aus, um diese Entwicklung aufzuhalten. Was notwendig sei, ist ein grundlegender Paradigmenwechsel, den der Mediziner als das „Regenerativ“ bezeichnet. Es brauche ganzheitliche Ansätze, ganzheitliches Denken: „Erst wenn wir wieder beginnen, zuzuhören und mit diesem Mysterium (des endlosen Hervorbringen von Lebens) in Beziehung zu treten, wird die Regeneration unseres Lebens und dessen vielfältiger Grundlagen gelingen. Schritt für Schritt nähern wir uns dabei einem neuen ökologischen Zeitalter, dem Ökozän.“

Regeneration statt Degeneration

Grassberger fordert Entschleunigung in allen Lebensbereichen, um uns Zeit zu geben, unsere Richtung neu zu überdenken. Kunst, Musik und Naturaufenthalte sowie meditative Erfahrungen könnten dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen den beiden Gehirnhälften wiederherzustellen und so die komplexen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen, den Übergang in ein neues ökologisches Zeitalter zu schaffen. „Nachhaltig“ bewahren zu wollen, reiche nicht mehr aus, sei es an der zeit, eine Regenerationsphase einzuläuten, also Böden aufzubauen statt sie auszulaugen, zu renaturieren, weniger zu konsumieren, Bürokratie abzubauen und regional agieren, um nur einige Beispiele von praktischen Vorschlägen des Autors zu nennen. Dieser zieht die Inspiration für sein Konzept aus den Prozessen und Prinzipien der Natur selbst, die von der kleinsten Zelle bis zu den größten Ökosystemen selbstorganisierte, resiliente Systeme entwickelt hat. 

Fazit

Mit theoretischen Ansätze, die durch zahlreiche Beispiele und Fallstudien aus der Praxis untermauert werden, und einer klaren Sprache liefert Grassbergers „Regenerativ“ zum einen eine Analyse der gegenwärtigen ökologischen und gesellschaftlichen Probleme und zum anderen einen umfassenden Leitfaden für den für ihn notwendigen Wandel. Das Buch ist ein Appell, unsere Denk- und Lebensweise grundlegend zu überdenken und aktiv an der Regeneration unserer Welt mitzuwirken, auf dass nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern auch die Wirtschaft und Gesellschaft langfristig gedeihen können.

Martin Grassberger: Regenerativ. Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter. Residenz Verlag, 304 Seiten.

2 Gedanken zu „Regenerativ: Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter“

  1. Wie wäre es, wenn in Betracht gezogen würde: da ist ein Schöpfer, der durch Entwicklung die Natur und uns geschaffen hat, der einen Stopp machte, nachdem der Mensch entstanden war. Das Wesen mit einem Gehirn, das aus dem Wolf den Hund schaffen konnte. Leider fand der Mensch die richtige Verbindung zu diesem höchsten aller Geistwesen nicht, und wenn sie dagewesen wäre, dann nur sehr kurz. Ich glaube, Jesus hatte sie, aber ins Christentum ging sie nicht ein. Sie ist nicht Sache einer Religion. Ich habe allen Grund zu glauben, Jesus kann dazu verhelfen, wenn man es wünscht. Das Jenseits ist nicht irgendwo, es ist da, wo wir sind, das weiss ich aus Erfahrung.

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