Resonanzräume für vielfältige Lebenserfahrungen

Lass zu
Lass los
Verlass dich
Überlass dich
Dem Boden
Der Mutter Erde
Die trägt
Und
Tiefer noch
Dem letzen Grund

Lass Dich
Tragen
Lass los
Überall Dich
Ganz

Vertraue-
Du kannst
Zu Grunde
Gehen

Der Grund trägt.

Barbara Lehner

Was gibt uns den Mut, Schicksalsschläge zu überstehen, Kraft, Ohnmacht zu ertragen und an schwierigen Situationen zu wachsen? Das Buch Lebensgrund – Was im Brüchigen trägt von Antoinette Brem und Barbara Lehner stellt eben solche existenziellen Fragen in den Mittelpunkt. Dabei bietet es keine fertige Antworten, sondern lädt die Lesenden ein, kleine Impulse für sich zu nutzen, um in der Auseinandersetzung mit ihnen Halt zu finden. Feinfühlig und mit einer liebevollen Grundhaltung spüren die beiden Autorinnen, die beide tief in der Trauerbegleitung und Seelsorge verwurzelt sind, dem nach, was uns trägt, wenn das Leben brüchig wird.

Von Anna K. Flamm

Im Fokus: die grossen Fragen des Lebens: Wie gehen wir mit Krankheit, Tod, Abschied und Trauer um? Was gibt uns Halt, wenn wir uns in Übergangsphasen befinden? Sie bieten die Möglichkeit, mit sich, dem Leben in Resonanz zu gehen, den Blick auf die kleinen, oft unscheinbaren Momente zu richten, die uns zurück zu dem bringen, was wirklich zählt. So wird deutlich, dass es nicht nur darum geht, schwierige Zeiten zu meistern, sondern vielmehr darum, derartige Momente als positiv für sich zu nutzen, innerlich zu wachsen und zu reifen.

Das Leben mit allen Facetten im Blick

Es ist ein besonderes Gespür für die spirituelle Dimension des Lebens, das die Autorinnen den Blick auf Räume werfen lässt, die es braucht, um sich in Krisen getragen zu fühlen. Diese „Räume“, die in der Stille der Natur oder in der Begegnung mit anderen Menschen zu finden sind, werden zu Resonanzräumen eigener Erfahrungen, die ganz unterschiedliche Emotionen zum Klingen bringen, zu Räumen, die im Austausch von Gewesenem und Kommendem zum Ausgangspunkt für einen neuen Blick auf das Leben werden. Einen, der auf Vertrauen in einen tieferliegenden Lebensgrund ruht, der auch in schwierigen Phasen trägt. Brem und Lehner vermitteln dabei eine innere Haltung, die das Leben mit all seinen Facetten annimmt und feiert, selbst wenn es von Verlust oder Schmerz durchzogen ist.

Einfühlsam und bedacht

Der Schreibstil der beiden Autorinnen Brem und Lehner ist einfühlsam und bedacht. Ihre Erfahrungen in der Seelsorge, Trauerbegleitung und spirituellen Praxis fliessen spürbar in jede Zeile ein ebenso wie eine innere Haltung, die das Leben mit all seinen Facetten annimmt und feiert, selbst wenn es von Verlust oder Schmerz durchzogen ist. In kurzen, poetischen Texten und Gedichten umkreisen die Autorinnen die Themen Leben, Sterben, Abschied und Trauer. Sie laden dazu ein, innezuhalten und sich der eigenen Erfahrungen bewusst zu werden, während sie zugleich Orientierung und Trost bieten. Die Texte eröffnen damit die Möglichkeit, das Brüchige und Zerbrechliche im Leben nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen.

Hoffnungsfroh fragwürdig bleiben

Die besondere Stärke von Lebensgrund – Was im Brüchigen trägt liegt in der authentischen und tiefen Verbindung der beiden Autorinnen zu ihren Themen des Buches. Sie schöpfen aus ihrer langjährigen Praxis als Begleiterinnen in Lebenskrisen und Übergangssituationen und schaffen es, diese Erfahrungen auf eine Weise zu vermitteln, die Hoffnung und Vertrauen schenkt. Ihr liebevoller Blick auf die kleinen, alltäglichen Dinge zeigt auf, wie aus vermeintlich schwierigen Zeiten eine tiefe Lebensfreude und Dankbarkeit erwachsen kann.

Damit ermutigt das Buch dazu, nicht nur nach äusseren Lösungen zu suchen, sondern sich dem Inneren zuzuwenden – auf die leisen Momenten zu achten, die oft die grössten Einsichten und das tiefste Vertrauen mit sich bringen. Es bietet keine schnellen Antworten, sondern schafft einen Raum, in dem sich Lesende selbst auf die Suche nach dem eigenen Lebensgrund machen können, frag-würdig bleiben

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