Römische Machtspiele

Papst Franziskus und Greg Burke, neuer Vatikansprecher und Opus Dei Mitglied
Papst Franziskus und Gregory Burke, neuer Vatikansprecher und Opus Dei Mitglied (kna)

Das Opus Dei stellt mit Gregory Burke wieder den päpstlichen Pressesprecher. Hofiert Papst Franziskus nun die ultrakonservative Personalprälatur?

Von Peter Hertel

Einst suchte die ultrakonservative Personalprälatur Opus Dei den eher progressiven Jesuitenorden aus der Leitung des päpstlichen Senders Radio Vaticana zu verdrängen. Aber die Zeiten jenes Machtkampfes sind passé. Seit Mitte der achtziger Jahre entstand ein nettes Reihum. Die Jesuiten verteidigten sich mit Frederico Lombardi im Vatikansender. Das steil aufsteigende Opus Dei wurde mit Joaquín Navarro-Valls in die Leitung des vatikanisches Presseamtes (Sala Stampa) gehievt. Als der Opus-Dei-Numerarier den Stampasessel räumte, durfte ihn der Jesuit Lombardi zusätzlich besetzen. Zwar wollte Papst Franziskus alles neu ordnen, als er vor einem Jahr das Kommunikationszentrum des Vatikans ins Leben rief. Aber derzeit geht es auf teils rostigen Gleisen munter weiter.

Im neuen Sekretariat für Medien und Kommunikation sollen das Presseamt, der Internet-Service, Radio Vaticana, das Fernsehen CTV, die Zeitung „L’Osservatore Romano“, die Vatikan-Druckerei, der Fotodienst, der Vatikan-Verlag und der Päpstliche Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel (Päpstlicher Medienrat) gebündelt werden. Die Leitung übernahm 2015 der italienische Geistliche Dario Edoardo Vinagò, der Chef des vatikanischen Fernsehens CTV, der aus der Schule des liberalen Carlo Maria Martini kommt. Der ehemalige Mailänder Erzbischof Martini, Jesuit wie Franziskus, war vor dem Konklave 2005, aus dem Papst Benedikt XVI. als Sieger hervorging, vom Opus-Dei-Flügel bekämpft worden.

Allzuweit nach links konnte Papst Franziskus die Weichen allerdings nicht stellen, ohne Entgleisungen im rechtsgläubigen Personal zu riskieren. Da der Jesuit Lombardi jetzt in Pension geht, kann das Opus Dei am 1.August mit einem seiner Numerarier, dem US-Amerikaner Gregory Burke, wieder das Presseamt übernehmen. Auch wenn er letztlich Vinagò unterstehen dürfte und man die tatsächlichen Machtverhältisse erst nach Vollendung der päpstlichen Reform erkennen wird, ist das Gleichgewicht zunächst einmal wieder hergestellt.

Als Pluspunkt für das Opus Dei kam bei der Ernennung von Burke hinzu: Seine Numerarier-Laien haben bei vatikanischen Posten, die für die Aussenwelt wichtig sind und die der Vatikan nicht unbedingt mit Priestern besetzt, die Nase vorn. Denn zeitgemäss können sie als nichtklerikale Laien präsentiert werden, tragen aber von innen gesehen durchaus massgebliche klerikale Merkmale. Aus ihren Reihen werden meist die Priester der Personalprälatur erwählt. Mit den Opus-Priestern bilden sie die obere, zölibatäre, Opus-Klasse der Numerarier. In der Regel absolvieren auch sie ausser einem säkularen Studium ein zensiertes theologisches Studium an einer Opus-Dei-Universität und verpflichten sich ähnlich den Mönchen und Nonnen zu Armut, Keuschheit und Gehorsam. Als Laien legen sie allerdings keine Gelübde ab, sondern gehen entsprechende vertragliche Verpflichtungen gegenüber dem Chef, dem Bischof und Generaloberen des Opus Dei, ein.

Laut Auftrag des Opus-Dei-Gründers Josemaría Escrivá soll jedes Mitglied eine „stählerne Keule in einem gepolsterten Futteral“ sein. Er sei „sehr aufgeregt“ und habe auch „ein wenig Angst“, stellte sich der neue päpstliche Sprecher auf Radio Vatikan der katholischen Welt vor. Seine wattierte Ausstaffierung ist kein Wunder. Unter dem Bergoglio-Papst zeigt sich das Opus Dei, dessen weltweiter Ausbau heute stiller als ehedem vorangeht, lieber geschmeidig als beinhart. Aber die Keule des heiligen Escrivá de Balaguer ist nicht eingeschmolzen, so dass sie jederzeit nach aussen gewendet werden kann, falls das selbsternannte Gotteswerk es im Sinne seines Kirchenbildes als notwendig erachtet oder ein Papst die neue Weichenstellung Richtung Barmherzigkeit wieder umschaltet.

Peter Hertel ist ehemaliger Radiojournalist und Theologe. Der 79-Jährige publizierte mehrere Bücher über das Opus Dei.  

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