«Zwischen uns keine Grenzen!»

Unter diesem Motto ruft Solidarité sans frontières am 28. September zu einer grossen Demonstration nach Bern. Zusammen mit 111 Organisationen aus der Asyl- und Migrationsbewegung setzen wir ein kraftvolles Zeichen gegen Ausgrenzung und Entrechtung und für eine offene und vielfältige Gesellschaft.

Die Grenzen, gegen die wir auf dieser Demonstration protestieren, sind vielfältig und oft wenig sichtbar. Natürlich wenden wir uns gegen die Mauern und Zäune an Europas Grenzen, die Menschen auf der Flucht vom Zugang zu Schutz abhalten und sie auf immer gefährlichere Routen treiben. Wir verurteilen aber auch die räumlichen Eingrenzungen – in abgelegenen Schweizer Gemeinden, in Nothilfecamps und Bundesasylzentren –, die Geflüchtete vom Kontakt zur Zivilgesellschaft fernhalten. Wir kritisieren zeitliche Begrenzungen, wie beim befristeten Schutzstatus S für UkrainerInnen; Einschränkungen der Mobilität, insbesondere für Menschen mit vorläufiger Aufnahme; die unüberwindbare Hürden auf dem Weg zu einem Aufenthaltsrecht; den Ausschluss aus der politischen Partizipation für ein Viertel der Schweizer Wohnbevölkerung und die gläsernen Decken beim Zugang zu Bildung und Arbeit für viele MigrantInnen und Geflüchtete. Nicht zuletzt wenden wir uns gegen rassistische Ausgrenzungen aufgrund von Herkunft, Sprache oder Religion.

All diese Grenzziehungen spalten unsere Gesellschaft, werden uns aber fortwährend als normal und natürlich verkauft. Am 28. September halten wir ihnen in Bern eine andere Realität entgegen: Wir alle sind Teil einer offenen und vielfältigen (post-)migrantischen Gesellschaft. Wir lassen uns nicht spalten und wir wollen zwischen uns keine Grenzen!

3 Gedanken zu „«Zwischen uns keine Grenzen!»“

  1. 1. Wer bis zum Geht-nicht-mehr helfen will, setzt sich selber zur Hilfe ausserstande.
    2. Man muss zwischen gesinnungsethischem oder verantwortungsethischem Handeln unterscheiden. Für Verantwortungsethik ist die Politik zuständig, wogegen Gesinnungsethik das Privileg von individuellen Haushalten, Pfarrern oder meinetwegen diesen 111 NGOs sein mag. Und dann sollen beide sich ergänzen wie Kopf und Zahl ein und desselben Geldstückes und nicht bekämpfen!
    3. Nicht wirklich überzeugt, dass die Nächstenliebe automatisch auch „Entferntestenliebe“ mitmeint, so wie das meist verstanden wird, wüsste man gerne, wie denn das Wort z.B. auf Aramäisch dafür heisst. Als Nichttheologe steht mir eine eigene Beurteilung wohl nicht zu, aber meine Sprachkenntnisse würden mir erlauben, arabische Evangelien zu konsultieren. Doch in der einen meiner arabischen Bibeln ist die Bezeichnung für der Nächste «El-Ghaïrak» (derjenige, der du nicht bist) und im anderen «El Gharib» (der Nahestehende). Was ist jetzt das richtige Verständnis? So werden die beiden konsultierten Bibel-Exemplare aus dem Griechisch in semitisch zurückübersetzt worden sein, was mir da nicht weiterhilft.

    Vernünftig scheint mir aber hier der Grundsatz, zuerst in seiner Nähe/vor der eigenen Haustür zu schauen (jedenfalls wenn’s ums Wischen geht) bzw. erst mal das Holz oder den Balken von deinem eigenen Auge fernhalten. Und bei Gastfreiheit/-freundschaft geht’s um den Gast, der dann auch wieder geht oder gehen möge, ausser er kann sich integrieren und sich in der hiesigen Gesell- und Wirtschaft positiv einzubringen, was vielen offensichtlich nicht gelingt. Verantwortungsethik muss sich auch um den Sog kümmern, den die fragliche „Entferntestenliebe“ bzw. die übertriebene Willkommenskultur auslösen kann, sowie um die Integrationsfähigkeit der von der Ferne Zuwandernden.
    David Zaugg

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  2. Aus deutscher Sicht möchte ich mit einem Zitat unseres ehemaligen Bundespräsidenten Gauck aus dem Jahre 2015 antworten.

    Gauck zeigte sich zum Auftakt der Interkulturellen Woche 2015 besorgt angesichts der Flüchtlingskrise.

    Das Staatsoberhaupt sagte bei der Eröffnung in Mainz: „Unsere Aufnahmekapazität ist begrenzt“ und mahnte eine offene Diskussion auch über Konflikte bei der Aufnahme von Flüchtlingen an.

    „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich. Unser Asyl- und Flüchtlingsrecht bemisst sich nicht nach Zahlen, und doch wissen wir unsere Aufnahmekapazität ist begrenzt, auch wenn wir nicht genau wissen, wo die Grenzen liegen.“

    Paul Haverkamp, Lingen

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