Das nackte Leben – Kommentar zum sexuellen Missbrauch in der Kirche

Mit der schon üblichen helvetischen Verspätung hat nun auch die katholische Kirche der Schweiz ein Zwischenergebnis vorgelegt, wie es um den sexuellen Missbrauch in ihren Reihen aussieht (siehe Rolf App www.journal21.ch/artikel/verschwiegen – vertuscht – bagatellisiert , 12. Sept. 23). Selbst wer nach den bekannt gewordenen Fällen in den USA, in Irland und in Deutschland 20 Jahre Zeit hatte, kann sich an das Entsetzen, das sie auslösen, nicht gewöhnen. Denn hier geht es nicht um theologische Spitzfindigkeiten, über die sich Gelehrte streiten mögen. Oder um kirchenpolitische Kontroversen, die das Kirchenvolk nicht allzu sehr berühren. Der Missbrauch zielt ganz wörtlich auf das nackte Leben, das niemanden gleichgültig lässt. Erst recht nicht die 921 nachweislich Betroffenen (von 1950 bis heute), hinter denen eine Unzahl anonymer Opfer steht. Ob irgendwann jene Aufarbeitung gelingt, welche die Bischöfe nun reumütig versprechen, ist schwer zu glauben. Zu tief ist der Missbrauch in den Strukturen der katholischen Kirche verwurzelt.

Von Erwin Koller

Ganz unmittelbar zur Debatte steht erstens die katholische Sexualmoral. Dass Gebote nicht eingehalten werden, entspricht der Condition humaine. Das Drama besteht darin, dass eine Moral propagiert wird, die nicht lebbar und letztlich unmenschlich ist. Alles, was mit Sexualität zu tun hat, ist Sünde: Dieses manichäische Erbe hat der Kirchenvater Augustinus den Christen hinterlassen. Das Gute soll man vom Bösen scheiden wie das Licht von der Finsternis, den Geist von der Materie, die Seele vom Leib. Dieses schwere Erbe belastet die katholische Kirche bis heute, und auch Luther war ein Augustinermönch. Selbst in der Welt des Sports und der Körpertherapien ist ein Menschenbild anzutreffen, das säkulare Schatten des Augustinus enthält: Der träge Adam muss bezwungen und geschunden werden. Zur moralisierenden Enge der Leibwahrnehmung gehört der fehlende Respekt für Menschen mit homosexueller Veranlagung. Aber auch mit dem Gegenbild, dem Körperkult, gelingt eine Integration des Körperlichen mit dem Emotionalen und dem Geistigen ebenso wenig.

Dem gespaltenen Menschenbild der Sexualmoral entspricht zweitens ein gespaltenes Kirchenbild. Die Rede von der «heiligen Kirche» wirkt angesichts der nun auch wissenschaftlich belegten Realität gotteslästerlich. Nur steht das Heilige tatsächlich hinter den Missbräuchen: Der Täter ist ein Sünder, jeder einzelne eine Abirrung von der wahren Kirche. Deren Ruf rein zu erhalten, war allzu lange höchstes Gebot, die Täter schützte man, die Opfer kamen meist nicht einmal ins Blickfeld. Die Selbstverständlichkeit, mit der schematisch vom Menschen als Sünder gesprochen wird, verstellt die wirkliche Herausforderung der Kirche: nämlich eine fehlerfreundliche Gemeinschaft zu sein, die dem Täter in die Augen schaut und ihn mit der Tat konfrontiert. Mit Tabuisierungen überlässt man ihn seinem Unheil. Das Beschweigen verhindert die Aufarbeitung der Tat und jegliche Therapie. Selbst die Null – Toleranz ist letztlich eine hilflose Beschwörungsformel der vermeintlich Reinen und Guten. Solange Täter sich mit ihrer menschlichen Natur nicht versöhnen und gelernt haben, mit ihrem Schatten zu leben, zielen solche Gebote ins Leere.

«Ob irgendwann jene Aufarbeitung gelingt, welche die Bischöfe nun reumütig versprechen, ist schwer zu glauben. Zu tief ist der Missbrauch in den Strukturen der katholischen Kirche verwurzelt.»

Erwin Koller

Hinter dem gespaltenen Kirchenbild stehen drittens mächtige Strukturen. Zu nennen ist der Zölibat. Nicht dass er allein Ursache des Missbrauchs wäre. Aber er ist Ausdruck einer sexualfeindlichen Moral. Nur ein sexuell enthaltsamer Mensch kann ein würdiger Priester sein, ein aus dem Volk Herausgehobener, ein Heilsvermittler, ein Kleriker eben. Was immer er tut, wer möchte es wagen, ihm unliebsame Fragen zu stellen? Wer könnte einen aus diesem Stand gar anklagen! Die Aufteilung der Kirche in einen Stand der Auserwählten, die über Gott Bescheid wissen und darum befehlen können, und in einen Stand des gewöhnlichen Volkes, dessen höchste Tugend der Gehorsam ist, gehört zur Grundstruktur der katholischen Kirche. Und dieses Gefälle bedeutet Macht und wird nur zu oft zum Einfallstor für geistlichen und sexuellen Missbrauch.

Zu dieser Grundstruktur der Kirche gehört viertens der Ausschluss der Frauen vom priesterlichen Amt. Frauen gehören zum untergeordneten Stand. Sie sind für den Priester kein Gegenüber auf Augenhöhe. Das Zentrum der Kirche besetzt ein Männerbund mit eigenem Corpsgeist – und dies bleibt nicht ohne Konsequenzen für das Umfeld. Doch wehe, wenn diese Männer mit ihrer Triebnatur nicht ins Reine kommen. Auch da ist der sexuelle Missbrauch nahe.

Ein Kennzeichen dieser männlichen Hierarchie sind fünftens fehlende Mechanismen der Machtkontrolle. Der Chef gibt sich selbst die Norm des Handelns und ist selbst derjenige, der deren Einhaltung kontrolliert. Abstrakter formuliert: Die ausführende Macht ist zugleich die gesetzgebende und die richterliche Gewalt. So hat ein Konzil im 19. Jahrhundert den Papst definiert, dasselbe gilt sinngemäss von jedem Bischof. Die Kontrolle der Gewalten im Staat sucht vergeblich ihresgleichen in der Kirche. Es spottet jeder Rechtsstaatlichkeit, wenn Bischof Joseph Bonnemain vom Vatikan beauftragt wird, zu untersuchen, ob und wie weit seine bischöflichen Mitbrüder sexuelle Missbrauchstäter unter ihren Priestern geschützt und vor Strafe verschont haben. Verständlich, dass er bei der Medienkonferenz bekennt, dass es ihm unwohl sei bei der Kumulierung von so viel Macht.

«Es spottet jeder Rechtsstaatlichkeit, wenn Bischof Joseph Bonnemain vom Vatikan beauftragt wird, zu untersuchen, ob und wie weit seine bischöflichen Mitbrüder sexuelle Missbrauchstäter unter ihren Priestern geschützt und vor Strafe verschont haben.» 

Erwin Koller

Nun ist ja eine Bischofsernennung keine Geiselnahme. Aber zu viel Macht führt unweigerlich zu Widersprüchen: Bischof Bonnemain lässt sich im Sonntagsblick mit dem Ausspruch zitieren: «Wir müssen alles ans Licht bringen!» , drei Tage zuvor hat er den Seelsorgerinnen und Seelsorgern von Effretikon einen Maulkorb um gelegt, weil er nicht will, dass unbequeme Dinge an die Öffentlichkeit gelangen . Wenn er mit dem Rücken zur Wand steht, votiert er im Fall der Aktenvernichtung gegen die Einhaltung römischer Normen, dort aber, wo liturgische Kreativität erwünscht ist, bricht er im Namen solcher römischer Normen über eine bewährte Gemeindeleiterin den Stab. Und nun stelle man sich vor, der von Bischof Bonnemain bei der Medienkonferenz dringend geforderte Kulturwandel würde die fünf genannten Faktoren in nützlicher Zeit beseitigen. Das wird auch dann nicht der Fall sein, wenn nach ein oder zwei Generationen im fernen Sibirien die letzte Diözese der Weltkirche zu ihren Missbrauchsopfern steht, die Täter in die Wüste schickt und die Bischöfe, die systematisch weggeschaut oder alles vertuscht und bagatellisiert haben, in der Altersbetreuung verpflichtet. Handeln muss man trotzdem, denn selbst ein Kulturwandel im Kleinen braucht seine Zeit.

▪ Gefordert sind in erster Linie die Bischöfe und Ordensoberen. Funktionierende Meldestellen sind ein erster Anfang, die sorgfältige Auswahl und Ausbildung der künftigen Priester sind unerlässlich, konsequente Schritte hin zu einem Kulturwandel bedeuten aber eine Knochenarbeit. Es ist schon ein überdeutliches Zeichen, dass Abt Peter von Sury vom Benediktiner – Kloster Mariastein vor seinem Auftritt in der Medienkonferenz alle seine Gewänder abgelegt hat.
▪ Gefordert sind zum Zweiten die Landeskirchen. Sie stellen das kirchliche Personal an und haben darum auch eine Aufsichtspflicht. Sie dürften gerade auf dem Feld des sexuellen Missbrauchs viel entschiedener aus dem Schatten der Hierarchie hervortreten. Wenn schon der Klerus keine Gewaltenteilung kennt, wäre doch das Schweizer System der demokratisch bestellten Landeskirchen ein guter Ansatz dafür.
▪ Gefordert sind aber drittens auch die Verantwortlichen im Staat, vor allem die Kantone, welche die Religionshoheit innehaben. Sie haben viel zu lange den Kirchen Aufgaben übergeben, ohne sie angemessen zu beaufsichtigen. Sie gehen viel zu leichtfertig davon aus, dass das Kirchenrecht und die innerkirchliche Kontrolle genügen. Die Religion ist ohne Zweifel ein hohes Gut, aber sie bleibt auch immer eine gefährliche Versuchung. Das wissen wir inzwischen, genaues Hinschauen ist darum geboten. Kriminelles Handeln, und darum geht es beim sexuellen Missbrauch, gehört konsequent vor staatliche Gerichte.

«Nur eine gewaltfreie Kirche hat eine Daseinsberechtigung», sagte Bischof Joseph Bonnemain bei der Medienkonferenz. Da kann man ihm nur zustimmen. Sein Wort ins Ohr aller Geschändeten und vor die Augen derer, die eine Kirchenraison vertreten, die oft alles andere als gewaltfrei ist. Wer nach alldem den Mut hat, in der Kirche zu bleiben, wird sie ohnehin anderswo verorten als in der klerikalen Hierarchie.

Der Kommentar von Erwin Koller ist erstmals am 13. September auf dem Onlineportal  journal21.ch erschienen.

Erwin Koller ist Theologe, Publizist und aufbruch-Ehrenpräsident. Bis 2020 präsidierte der 82-Jährige die Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche. Foto: Wolf Südbeck-Baur

11 Gedanken zu „Das nackte Leben – Kommentar zum sexuellen Missbrauch in der Kirche“

  1. Ich teile die Empörung, was den Missbrauchsbefund anbelangt. Im Folgenden gebe ich nur zu bedenken, dass Bischof Joseph Maria Bonnemain vom Dikasterium für die Bischöfe für das kritisierte Verfahren beauftragt worden ist. Jetzt kann man/frau über die Frage des Ausstands bzw. der Befangenheit debattieren. Der Bischof jedenfalls sieht sich nicht befangen im Sinn von Can. 1448. Allein die im Verfahren involvierten Bischofe könnten dies gestützt auf Can. 1449 überprüfen lassen, Aussenstehende indes nicht. Dies ist die kirchenrechtliche Ausgangslage. Auch die kann man/frau fundamental hinterfragen und nach einem „unabhängigen Überprüfungsinstanz“ rufen, emotional stückweit nachvollziehbar, rechtlich indes unfruchtbar. Warum? Weil es eine solche Instanz bzw. ein solches Verfahren schlichtweg nicht gibt. Da und dort hört man den Ruf nach Bundesinstanzen. Das geht schon deshalb nicht, weil die Materie nicht Bundesrecht betrifft (Art. 72 Abs. 1 BV). Auf der „Schiene“ der kantonalen staatsrechtlichen Gremien fehlen ebenso Grundlagen für ein solches Verfahren. Kann man ein solches sozusagen auf der „kantonalen Schiene“ und zudem „auf die Schnelle“ aus dem Boden stampfen? Natürlich nicht, geschweige denn für ein bereits laufendes Verfahren. Man kann mir gerne widersprechen, begründet selbstverständlich.

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    • Gut, Herr Gander, sagen Sie es. Ich sehe, für die Verbrechen der sexuellstraffälligen Priesters kommt das Bundesrecht nicht zur Anwendung. Es ist in dem Fall allein die Sache der Kirche dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr vorkommen. Wie sie damit umging und umgeht, das ist kein Geheimnis, aber auch das geht in meinen Augen den Bund nichts an. Es ist, als hätten wir einen Staat im Staat. Das hat insofern sein Gutes, als dass die Staatskasse nicht noch mehr belastet wird.

      Wie die Zuständigen in der katholischen Kirche sich verhielten, ist für alle Opfer ein zusätzlicher Schmerz, ein Hohn und ein Spott. Und es kann nicht damit gerechnet werden, dass es anders wird.

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  2. Lieber Herr Koller
    Sie finden die richtigen und klaren Worte für diese unfassbaren Ereignisse. Zum Glück ist die Kirche nicht die allein selig machende – wenn sie es denn wirklich ist – wegen der klerikalen Hierarchie, wie Sie den Artikel tröstlich enden lassen.Danke!
    Christoph Eggenberger

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  3. Lieber Herr Koller,

    einfach brilliant und ausgezeichnet!, logisch klar und hervorragend formuliert. Was können wir Laien tun, um uns in unserer Ohnmacht selber zu helfen und unseren Beitrag an der Erneuerung der Kirche zu leisten? Die «Lagebeurteilung» liegt vor; jetzt sollten wir doch handeln, aber wie?

    Herzliche Grüsse und ebenso herzlichen Dank für Ihre klaren Gedanken und Ihre klaren Worte
    Martin Oberholzer-Riss, Prof.em.Dr.med.Dr.h.c.

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  4. Ich kann jeden Satz der Stellungnahme von Koller nur unterstreichen und ich bejahe seine Einlassung ohne Wenn und Aber.
    Ich sehe jedoch die Lage der kath. Kirche sehr kritisch. In meinen Augen ist unreformierbar. Die männerzentrierte kath. Kirche wird es mit allen Mitteln zu verhindern wissen, dass ihre androzentrischen Macht-Strukturen beseitigt werden.Hier sehe ich das Kernproblem der kath. Kirche. Ihre Amtsträger wissen ganz genau, dass bei Abschaffung dieser androzentrischen Strukturen ihr gesamtes menschenverachtendes Machtpotenzial (s. Klerikalismmus, klerikale Pädophilieverbrechen, Stellungnahmen zu den Bereichen Ehe, Sexualität, Familie, und v.a.m.) wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde. Viele kath. Amtskirchenvertreter wollen nicht in der Gegenwart ankommen.
    Das Nicht-Handeln des gegenwärtigen Papstes in der Causa Woelki ist ein schlagender Beweis. Er gebraucht (missbraucht) diesen kölnischen Adlatus, um die DBK in die Schranken zu weisen.Ich kann das nur als Beweis seiner Schwäche interpretieren. Für ihn ist der Begriff „Synodalität“ nur ein Feigenblatt zwecks Erhaltung von Machtstrukturen.
    Eine Kirche,
    • die unter Realitätsverweigerung leidet,
    • die die Würde der Frauen mit Füssen tritt,
    • die klerikale Pädophilieverbrechen verschweigt und bagatellisiert,
    • die mit Hilfe des Zwangszölibats Priester und ihre Frauen und Kinder diskriminiert bzw. entwürdigt
    • die unter einem kaum zu steigernden Glaubwürdigkeitsverlust leidet
    • die sich vom Programm Jesu um Lichtjahre entfern hat, u.v.a.m
    gehört abgeschafft.Das alles ist nur traurig, jedoch sprechen die leeren Priesterseminare, die fast nur ausschliesslich von Senioren besuchten Gottesdienste, die von Jahr zu Jahr sich erhöhenden Kirchenaustrittszahlen eine deutliche Sprache. Doch diese Sprache wird von den meisten Kleriker-Männern in der kath. Kirche nicht verstanden: schliesslich gilt es für sie, nur eines zu verteidigen: ihre unumschränkte Macht!
    Paul Haverkamp, Lingen

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  5. Kommentar von Prof. Roland Campiche

    Chères amies, chers amis,
    Si vous voulez vraiment comprendre les raisons du scandale qui déchire l’Eglise catholique romaine depuis bien des années, prenez la peine de lire : Danièle Hervieu-Léger et Jean-Louis Schlegel, Vers l’implosion? Entretiens sur le présent et l’avenir du catholicisme, Seuil , Paris 2022.
    La première auteure, sociologue mondialement connue , fut la patronne de l’EHESS à Paris-Sorbonne et le deuxième auteur, ancien directeur de la Revue Esprit, sont tous deux catholiques. Ils allient leurs connaissances en sociologie et théologie pour faire comprendre la dérive. En faisant ressortir les conséquences de la verticalité du pouvoir romain et la sacralisation du prêtre, il-elle rejoignent la critique des Réformateurs du XVIème siècle. Les explications publiées dans nos journaux ne facilitent pas la compréhension d’une dérive lointaine et focalisent par trop sur le scandale, sans voir qu’il s’enracine dans une idéologie du pouvoir religieux que, en tant que réformés, nous pouvons juger en porte-à-faux par rapport aux Evangiles. J’ai suggéré à la présidente de l’EERF de proposer une réflexion de fond commune sur l’exercice du pouvoir dans le christianisme, plutôt que de répéter sans autre le message des Réformateurs, le risque étant de raviver les antagonismes confessionnels aux dépens de la prise au sérieux des causes du dérapage.
    Prof Roland J. Campiche.

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  6. Mit Milde, aber überaus deutlich hat Herr Koller die Gebiete aufgezählt, wo Lehre, Urteil, Verantwortung u.A. nicht dem Heilsversprechen entspricht, wie „die Kirche“ sie verspricht.
    Im ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus lese ich, dass „das Gesetz gut (ist), wenn man es in der rechten Weise gebraucht. Das Gesetz (ist) für solche, die sich um Recht und Ordnung nicht kümmern. Für Leute, die Vater und Mutter töten, Mord und Unzucht begehen und Knaben missbrauchen, für …. (1 Tim1,8-10)“. Pàdosexualität wurde nicht im Sündenregister von 1983 erwähnt.
    Wie kann der Klerus sich berufen auf die stete Inspiration der Heiligen Geistkraft, wenn sie unter sich ihr Frauenbild ausmachen, und die Frauen (endlich) nur wenige Sakramente offiziell erteilen lassen, und sie ausschliessen vom Priesteramt. Beim ominösen Abendmahl, wo Jesus aufs Ganze ging, waren mit grosser Sicherheit auch seine Jüngerinnen dabei. Man sieht dies auf frühen Abendmahl-Fresken. Zum Beispiel in Bondo GR, wo „Sankt Anna“ auch ansitzt.

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  7. Fazit: Die verknorzzte männerdominierte römisch-katholische Kirchenobrikeit schafft sich immer mehr selbst ab. Und das ist auch gut so. Denn einen solchen selbstherrlichen Kirchenkonzern wünschen sich die Menschen, die guten Glaubens sind, nicht.
    Solange die Frauen nicht sämtliche Möglichkeiten haben – alle Aufgaben – aber auch wirklich alle Aufgaben – in der Kirche ausführen zu dürfen – und auch nicht Priesterinnen – Päpstinnen werden dürfen, muss man jeder Kirchensteuer zahlenden Personen anraten, aus der römisch-katholischen Kirche auszutreten, keine Kirchensteuer mehr zu bezahlen auch keine Spenden mehr zu tätigen. Nur mit dem Druckmittel Geld, findet im Konzern Kirche ein Umdenken statt. Schade um die sehr vielen positiven Aspekte des Glaubens.

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  8. Die Krise und Austrittswelle der katholischen Kirche wird am Missbrauchskandal festgemacht, was an sich verständlich ist. Nur: «die» katholische Kirche selber hat keine Missbräuche begangen, sondern «nur» mehr oder weniger viele ihrer Kleriker. Der Umgang der kirchlichen Hierarchie mit dem Missbrauch und deren Verursacher ist der eigentliche Skandal, ist aber nur ein Aspekt eines tiefen liegenden Problems. Der Betrieb der katholischen Kirche kann nur noch mehr schlecht als recht aufrecht erhalten werden, weil alle (namentlich die Bischöfe) immer tun als ob. Beispiel: Es gibt ein Kirchenrecht, das es meines Wissens gar nicht erlaubt, dass sog. Laien eine Pfarrei leiten; nicht einmal der Predigtdienst ist erlaubt, wenn ein Priester der Liturgie vorsteht. Trotzdem sind landauf landab Laien als Gemeindeleiterinnen(!) tätig und predigen auch in Anwesenheit von Priestern. Man könnte wohl noch viele andere Beispiele aufzählen, wo Kirchenrecht und gelebte Praxis unvereinbar sind, weil sonst der Betrieb der katholischen Kirche zum grösseren Teil zum Erliegen käme. Es muss auch hier – im Interesse eines funktionierenden Betriebes – der Anschein gewahrt werden, genau wie bei Missbrauchsfällen der Anschein gewahrt werden wollte. Mit anderen Worten: wenn die Kirchenfunktionäre wirklich aufrichtig und ehrlich wären und die Vorgaben des (Kirchen)rechts und der Weisungen von Rom umsetzen würden, könnten sie abdanken. Oder: wieviele Pfarreien hätten noch einen Seelsorger, wenn aller Priester, die sich nicht ans Zölibat halten oder homosexuell sind und alle Gemeindeleiterinnen/Gemeindeleiter, die geschieden und wieder verheiratet sind, von kirchlichen ausgeschlossen würden, -wie es das Kirchenrecht verlangt?

    Die Unehrlichkeit oder das «Tun als Ob» der Kirchenhierarchie zeigt sich nun exemplarisch auch an ihren Reaktionen auf den öffentlichen Aufschrei. Einerseits mussten sie (oder hätten müssen) seit langem (spätestens seit dem Aufarbeiten der Missbrauchsfälle in anderen Ländern) davon ausgehen, dass die Schweiz keine Insel der Glückseligen sein konnte, mithin auch in der Schweiz Missbräuche durch Kleriker vorgekommen sein mussten. Trotzdem zeigen sie sich erst (!) nach Vorliegen der die Schweiz betreffenden Studie «erschüttert». Entweder sind oder waren die Bischöfe naiv oder – was wahrscheinlicher ist – sie wussten genau, was Sache ist, hofften aber, die Missbräuche in der Schweiz möglichst lange unter dem Deckel halten zu können. Und nun zeigen sie sich plötzlich offen für Veränderungen, die von der Basis gefordert werden, wohlwissend, dass keine der Reformpostulate eine Chance zur Realisierung hat, und zwar, weil sie weder die Macht dazu noch ausreichend Einflussmöglichkeiten auf den Vatikan haben. Aber statt ehrlich zu gestehen, dass das System gar nicht veränderbar ist (sonst hätte der Vatikan spätestens nach dem Auffliegen des Missbrauchskandals in Amerika und den damit verbunden enorm hohen Entschädigungszahlungen durch die Bistümer reagiert), halten die Bischöfe die «Gläubigen» mit salbungsvollen Worten bei Laune, indem sie tut, als ob nur ihre Anliegen tatsächlich ernst genommen und umgesetzt werden könnten. Auf der anderen Seite haben die Interviewpartnerinnen in Ihrer Sendung aber genau das gleiche gemacht. Sie tun auch als ob, obwohl sie bei nüchterner Betrachtung einsehen müssten, dass das System römisch-katholische Kirche so ist, wie es ist und keines der noch so berechtigten Reformanliegen eine Realisierungschance hat.
    Der langen Rede kurzer Sinn: Das System katholische Kirche kann nur aufrecht erhalten werden, weil die Kirchenhierarchie und die verbliebenen «Gläubigen» sich in jedem Bereich ein X für ein U vormachen, sei es bei der Vereinbarung von Kirchenrecht bzw. «reiner Lehre» der Kirche und der kirchlich gelebten Praxis, sei es bei der «Heiligkeit» und moralischen Integrität der Würdenträger.

    Kurt Schwander

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  9. Hätten unsere Schweizer Kirchen Bischöfe nur ein klein wenig Mut, würden sie zusammenstehen und der Churer Bischof würde ohne langes Hin und Her den Zölibat im Schweizer Kirchenraum abschaffen. Denn Mutigen gehört die Welt. Der Haupt-Konzern in Rom würde garantiert nicht die ganze Schweiz aus ihrem Kirchenkreis ausschliessen. Das wäre dann sonst der Anfang vom Ende des römisch-katholischen Machtkonzern Kirche. Die jetzige männergeführte Institution Kirche hat aus meiner Sicht leider schon lange Zeit sehr, sehr wenig mehr mit Glauben und Nächstenliebe zu tun. Wird nicht entsprechend gehandelt in den Schweizer Bistümern, wird das gemeine Fussvolk immer mehr mit den Füssen abstimmen und den Kirchenaustritt geben. Vermutlich lernen unsere Kirchenfürsten das offenbar nur so.

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