Klare Perspektiven am Aufbruch-Podium

Am letzten Donnerstag fand in Basel das Aufbruch-Podium mit dem Titel „Von der Kunst, den Kapitalismus zu verändern“ statt. Text von Cristina Steinle


Bilder: Robert Weller

COVID-19, zunehmende Flüchtlingsströme, der globale Klimawandel, geopolitische Instabilität und soziale Ungerechtigkeit beherrschen die mediale Aufmerksamkeit und sorgten auch an diesem Abend für vollbesetzte Ränge im Saal.

Lässt sich der Kapitalismus verändern?

COVID-19, zunehmende Flüchtlingsströme, der globale Klimawandel, geopolitische Instabilität und soziale Ungerechtigkeit beherrschen die mediale Aufmerksamkeit und sorgten auch an diesem Abend für vollbesetzte Ränge im Saal.

Lässt sich der Kapitalismus verändern? Wolf Südbeck-Baur, aufbruch-Redaktionsleiter, diskutierte diese Frage mit zwei spannenden Gästen, dem Wirtschaftspublizisten und ehemaligen Chefredaktor von Publik-Forum Wolfgang Kessler sowie dem langjährigen SP-Nationalrat und derzeitigen Regierungsrats-Kandidaten für den Kanton Basel-Stadt, Beat Jans.

»Ich möchte nicht die Nadel im Heuhaufen suchen, um Unterschiede zwischen Wolfgang Kesslers Buch Von der Kunst, den Kapitalismus zu verändern, und meinen Vorstellungen einer humaneren Wirtschaft aufzuzeigen«, begann Beat Jans seinen Vortrag. Im Gegenteil, es habe ihn, der sich seit vielen Jahren in der Wirtschafts- und Umweltpolitik engagiert, gefreut, so viele Parallelen zu lesen zwischen dem aktuellen SP-Wirtschaftskonzept und Kesslers Streitschrift.

Darin stellt dieser fünf ihm besonders wichtige Veränderungen vor: Erstens gehe es um die Befreiung vom Diktat der Rendite, zweitens müssten die Einnahmen des Staates zum Beispiel durch Mindeststeuern für Grosskonzerne erhöht werden, sodass ein gutes Leben für alle Menschen möglich sei. Drittens: die Anerkennung der Endlichkeit unserer Ressourcen, die Umweltzerstörung müsse durch Verbote und Gebote aufgehalten und eine Kreislaufwirtschaft angestrebt werden. Viertens schlägt Kessler vor, Zollfreiheit nur fair und ökologisch produzierten Gütern zu gewähren. Das fördere den Welthandel nachhaltig. Und fünftens plädiert der Buchautor dafür, in den Menschen zu investieren, anstatt nur in Institutionen und die Wirtschaft – Entwicklung von unten also.

 

Die Grundversorgung gehört in die Hände des Volkes

Drei Bereiche strich alsdann Beat Jans heraus und veranschaulichte diese anhand konkreter politischer Umsetzungen im Kanton. Bodenspekulationen sollen durch Verstaatlichung ein Ende gesetzt und Kapitalflüsse radikal besteuert werden zugunsten des Allgemeinwohls. «Ich möchte, dass Basel-Stadt eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnimmt. Denn dieser ist ebenso dringlich wie chancenreich. Basel soll allen Menschen und Firmen möglichst bald Zugang zu erneuerbarer Prozess- und Wärmeenergie ermöglichen und klimafreundliche Mobilität voranbringen», so Jans. Die Grundversorgung müsse wieder zurück in die Hände der Bevölkerung.

Die Fragen aus dem etwa 50-köpfigen Publikum zeugten von einer aufmerksamen Hörerschaft. So etwas wie aufatmende Dankbarkeit lag in der Luft, dass sich Leute wie Jans und Kessler unermüdlich für den Wandel einsetzen. Denn unser komplexes Wirtschaftssystem zu verändern, ist wahrlich eine Kunst: »Wird an der falschen Schraube gedreht, kann das katastrophale Auswirkungen haben«, so Kessler zur Wahl seines Buchtitels. Der Wandel habe von der Politik, aber auch von den Menschen selbst auszugehen. »Wir müssen den Frust über die herrschende Politik überwinden – mischen wir uns ein!« Auch Politiker Beat Jans glaubt an den Wandel dank Diskussionen, Hartnäckigkeit und Hoffnung. Und er schloss den Abend mit den Worten: »Ich finde es eine schöne Aufgabe, den Kapitalismus zu verändern!«.

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