Die zwei Gesichter des Papstes

Schon vier Jahre ist er im Amt, Papst Franziskus. Noch immer wird er weit über die Kirche hinaus für seine mutige Option für die Armen bewundert. Es gibt aber auch eine Schattenseite.

epd. @L'Osservatore RomanoAgenzia Ro

Sein einfacher Lebensstil und sein Auszug aus den Palästen begeistern. Er ist der Vater der Barmherzigkeit, der wie der Samariter den Geschlagenen am Wegrand sieht und auf ihn zugeht. Ich verehre ihn deswegen.

An der Causa Huonder zeigt es sich
Aber da ist eben noch das andere Gesicht. Starr, mutlos, wenn es um innerkirchliche Dinge geht. Die Mehrheit der Schweizer Katholiken leidet unter dieser Unbeweglichkeit. Die Causa Huonder ist der praktische Beleg dafür. Die Leitfigur für die Konservativen soll erst an Ostern 2019 zurücktreten. In diesem Jahr wurde er 75 Jahre alt und musste dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Der Papst nahm ihn nicht an und belässt Huonder zwei weitere Jahre auf dem Bischofsstuhl.
Eine Protestgruppe mit der Selbstbezeichnung: „Es reicht“ (2500 Personen) hatte vorgeschlagen für diese Zeit einen Administrator einzusetzen, der im Bistum Zeit schaffen soll, um die Situation im Bistum zu beruhigen, die Situation zu überdenken und Vertrauen zu schaffen. Diesen Vorschlag nahm der barmherzige Papst nicht auf.

Ungebrochene Macht der Konservativen
Seit vier Monaten wütet und waltet ein neuer Nuntius. Thomas Gullickson will priesterlose Pfarreien schliessen und vergleicht den IS mit der Antibabypille. Er setzt auf Provokation und stösst die hiesigen Gläubigen mit seiner erzkonservativen Haltung vor den Kopf. Aufgrund seiner konservativ-vorkonziliaren Haltung zur Liturgie und anderen kritischen Themen sowie seiner damit einhergehenden Sympathie für die Piusbruderschaft stellt er sich indirekt gegen das Schweizer Prinzip der kollektiven Verträglichkeit. Das Prinzip der kollektiven Verträglichkeit meint den Zwang in der freien Gemeinde, mit dem politischen Gegner Kompromisse zu schliessen. Die Gewöhnung an verantwortungsbewusstes Masshalten stärkt die Kräfte der Versöhnung und des Ausgleichs, die im Prinzip Grundanliegen der Kirche sind. Die Situation ist verwirrend, Die einen sagen, der Papst hätte seine Verwaltung, die Kurie, nicht im Griff. Für sie fehlt dem Papst Führungsqualität. Die andern sagen, die Entscheide seien die des Papstes, der ja selber den Rücktritt vom Schweizer Bischof nicht annahm. Die dritten sagen, Kleriker wie Gullickson hätten die Fäden in der Hand. Dann wäre das zweite Gesicht nicht das des Papstes, sondern das militant konservativer Kräfte.

 Xaver Pfister

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3 Gedanken zu „Die zwei Gesichter des Papstes“

  1. Papst Franziskus ist kein Computer, der in Sachen Bischöfe die katholische Welt lückenlos im blick hat. Schauen Sie mal, wie er den Opus Dei-Kardinal von Lima Cipriani zurechtstutzte oder wie er den reaktionären Bischof von Ciudad del Este in Paraguay rauswarf. – Dass Rom in Sachen Huonder verlängert, hängt auch mit der vatikanischen Aversion gegen die (m.E. berechtigte) „Wegdrängelei“ Huonders zusammen.

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