Haus der Religionen: 10000 kamen zur Eröffnung

Eröffnung verbindliches Doku d Religionen
Gerda Hauck, Präsidentin des Trägervereins, (re) und der neue Geschäftsführer David Leutwyler präsentieren das Gründungs-Dokument des Haus der Religionen (Foto: Judith Albisser)

„Heute ist ein grosser Tag“, heisst Gerda Hauck, Präsidentin des Vereins Haus der Religionen, die zahlreichen Besucher und Besucherinnen willkommen. Der Eröffnungsfeier im Haus der Religionen wohnten gut 400 Menschen bei, gegen 10000 Menschen den Feierlichkeiten am Europaplatz. Mit so viel Zuspruch hatten die Verantwortlichen nicht gerechnet.

Von Judith Albisser

Der Neubau vereinigt acht Religionen unter einem Dach. Das Interesse in der Öffentlichkeit ist riesig. Für die Verantwortlichen ist dieser Augenblick der Eröffnung grossartig. 16 Jahre hat es gedauert, bis die Idee umgesetzt und 10 Millionen Franken für den Neubau beisammen waren. Fünf der acht Religionen – Muslime, Aleviten, Christen, Hindus und Buddhisten – haben im Neubau eigene Andachtsräume, die mit Dialogzonen miteinander verbunden sind. Juden, Bahai und Sikhs haben in Bern eigene Räumlichkeiten und beteiligen sich am interreligiösen Dialog.

Nicht Kampf, sondern Dialog der Kulturen
Als Gastredner wurde Roger de Weck, Generaldirektor des SRG, eingeladen. Er beginnt seine Rede mit dem Satz: „Dieses Haus ist ein Glücksfall!“ Weltweit gibt es viel Gewalt unter den Religionsgemeinschaften, hier in diesem Haus aber wird das Zusammensein, die Nachbarschaft und die Freundschaft gezeigt und gelebt. De Weck kommt auf ein vor zehn Jahren geführtes Streitgespräch zwischen dem damaligen Kardinal Ratzinger und dem Philosophen Jürgen Habermass zu sprechen. Thema war die berühmte These „The Clash of Civilizations“ des amerikanischen Politikwissenschaftlers Samuel Huntington. Statt einem „Kampf der Kulturen“ werde hier in diesem Haus ein „Dialog der Kulturen“ geführt, so de Weck. Die Schweiz, der Kanton Bern und die Stadt Bern dürfen sich auszeichnen, denn mit diesem Haus der Religionen haben sie ein Zeichen gesetzt. Der Dialog, der unter diesem gemeinsamen Dach geführt wird, so ist sich de Weck sicher, wird in die ganze Welt ausstrahlen. Mit tosendem Applaus bedanken sich die Anwesenden für de Wecks Rede.
Während der Präsident des Stiftungsrates, Guido Albisetti, auf die Bühne kommt, ertönt leichte, sanfte Musik. Albisetti erzählt, dass die Idee des Hauses ursprünglich auf eine Stadtplanungsstudie aus dem Jahr 1998 zurückgeht. Verfasser der Studie mit dem Titel „Ohne Grund geht man nicht nach Bümpliz“ war Christian Jaquet. Unter den Anwesenden kommt ein Schmunzeln auf. Das Ziel der Studie war es, dem Quartier ein besseres Image zu verleihen. Berns zugewanderte religiöse Minderheiten sollen nicht länger marginalisiert werden bei der Ausübung ihres Glaubens. Jaquet schlug für ein friedliches Zusammenleben ein Haus der Religionen vor.

Keine Utopie, sondern Wirklichkeit
Guido Albisetti sagt: „Wer baut, setzt ein Zeichen, wer baut, braucht Helfer und wer baut, braucht Geld, viel Geld.“ 150 Gesuche wurde geschrieben – der Verein erhielt 150 Absagen. Was schlimmer war als die Absagen, so Albisetti, waren die Begründungen. Als Utopisten und Gutmenschen wurden sie belächelt, die jenseits der Realität stünden. Dann kam die Zusicherung der Regierung, Spendenzusagen von Privaten und Stiftungen, sowie weitere Zusagen. Die benötigten zehn Millionen Franken waren schliesslich zusammen. Eine grenzenlose Dankbarkeit gelte all jenen, die sich in irgendeiner Form für das Haus der Religionen eingesetzt haben. Das Haus der Religionen werde die Welt nicht gross verändern, sagt Guido Albisetti nüchtern, aber es lebe hier und jetzt am Europaplatz in Bern. Das Haus der Religionen stehe für ein friedvolles Zusammenleben.
In seiner Festrede bedankt sich David Leutwyler, Geschäftsführer des Hauses, für das grosse Engagement vieler Menschen, die zu dem beigetragen haben, was das Haus heute sei. Nach den liturgischen Segenssprüchen aller vertretenen Religionen, kommt unter grossem Applaus Hartmut Haas auf die Bühne. Hartmut Haas, der ehemalige und langjährige Geschäftsführer, war während all dieser Jahre die treibende Kraft hinter dem Projekt. Auf der Bühne präsentiert Haas das wichtige Dokument aus dem Jahr 2008, auf dem die acht beteiligten Religionsgemeinschaften ihre verbindliche Teilnahme am Haus der Religionen kundtaten. Gleichsam wie eine Gründungsurkunde wurde dieses Dokument am Schluss der Feier unter einer Glasplatte in den Boden verlegt.

Hohe Erwartungen
Die acht Religionen sind nun gemeinsam unter einem Dach. Nun müssen sie den Tatbeweis erbringen, dass ein friedliches und tolerantes Mit- und Nebeneinander möglich ist. Seit mehreren Jahren kennen sich die Vertreter der Religionsgemeinschaften durch den interreligiösen Dialog und den Runden Tisch der Religionen in Bern. Jede Religionsgemeinschaft soll seine eigene Identität behalten, aber im Zusammenleben im Haus der Religionen soll bei jeder religiösen Gemeinschaft auch etwas neues Wachsen können, sie sollen auch gemeinsam voneinander lernen. Hohe Erwartungen sind an das Haus der Religionen gebunden, aber auch grosser Stolz, etwas Einzigartiges und Wichtiges auf der Welt geschaffen zu haben.

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