Heisse Eisen beim Weltkongress des Weltbunds für religiöse Freiheit

«Versöhnung», verstanden als «Aussöhnung». Das ist das Leitthema des diesjährigen Weltkongresses des Weltbunds für religiöse Freiheit IARF im rumänischen Cluj Napoca/Kolozsvár. Zudem stellt sich die International Association of Liberal Religious Women IALRW, die unabhängige Frauenorganisation des Weltbunds für religiöse Freiheit, heissen Eisen wie etwa dem unterschwellilgen Rassismus, den people of colour in den USA erleben.

Von Esther R. Suter

Die International Association for Religious Freedom IARF, der Weltbund für religiöse Freiheit, ist wahrscheinlich die erste interreligiöse, interkulturelle und multiethnische Gemeinschaft, die als Organisation auf eine 122-jährige Geschichte zurückblicken kann. Sie führt vom 4.-6. September 2023 in Cluj Napoca/Kolozsvár (Rumänien) ihren 36. Weltkongress durch. Leitthema: «Versöhnung», verstanden als «Aussöhnung». Die Einladung geht von der Ungarischen Unitarischen Kirche in Rumänien aus. Sie ist Mitglied der Dachorganisation des Weltbunds für religiöse Freiheit. Erwartet werden Delegierte der über vierzig Mitgliedsorganisationen weltweit. Der Kongress ist zudem offen für alle interreligiös
Interessierten.

Die International Association of Liberal Religious Women IALRW ist gleichsam die Frauenorganisation des Weltbunds für religiöse Freiheit. Sie ist seit ihrer Gründung 1912 ein unabhängiges Mitglied des Weltbunds IARF. Daher führt sie im Anschluss an deren Kongress ihren eigenen Kongress vom 7.-8. September ebenfalls am selben Ort durch. Als selbständige und unabhängige Organisation finden ihre Weltkonferenzen meist gemeinsam mit der IARF statt.

Online-Teilnahme kein Problem
Der letzte Kongress der beiden Organisationen fand 2018 in Washington statt. Neu ist auch eine hybride Online-Teilnahme möglich. Beide Organisationen werden ihr Präsidium neu besetzen und den Council (Vorstand) neu wählen.

Das Leitthema heisst: «Versöhnung», verstanden als «Aussöhnung». Die IARF präzisiert: «Glaube in Versöhnung» bzw. «Vertrauen in Aussöhnung». Ungerechtigkeiten und Menschenrechtsverletzungen, verursacht durch ungelöste Konflikte und Traumata auf der ganzen Welt, werden durch die anwesenden Delegierten von Glaubensgemeinschaften aus über 50 Ländern weltweit eingebracht: Nordirland, Rumänien/Ungarn, Polen/Deutschland, Israel/Palästina, Japan/Korea, um nur einige zu nennen. Die IARF ist überzeugt, dass Menschen mit einem liberalen Religionsverständnis grundsätzlich interessiert sind, zusammenzukommen und die Rolle der Religionen bei Bemühungen um Aussöhnung und Heilung zu hinterfragen. Durch individuelle Geschichten, im Voneinanderlernen, durch Kunst, interkonfessionelle Feiern und persönliche Beziehungen sollen Wege ergründet werden, auf denen auf religiöser Basis Inspiration für Versöhnung und für gerechten Frieden gefunden werden kann. Eine vielfältige Auswahl von Redner:innen geben Einblick und Erfahrungen in unterschiedliche Aspekte von Versöhnung und Konfliktlösung weiter. Einer der Hauptredner ist Professor George Williams, Experte für Religionen im modernen Indien. Sein Thema: «Historische Erinnerung als Präludium für Aussöhnung». Sein Akzent liegt auf der Notwendigkeit geschichtlicher Erzählungen als Teil des Versöhnungsprozesses. Weitere Details siehe https://iarf.net/congress-2023

IALRW Kongress 2017: Business Meeting in Malaysia, >Kuala Lumpur, links im Bild die muslimische Präsidentin Prof. Kamar Oniah Kamaruzaman. Gesprächsrunde mit dem Generalsekretär des Council of Churches of Malaysia, Rev. Dr. Hermen Shastri.

Religion in Aktion
Die International Association of Liberal Religious Women IALRW wählte als Kongressthema «Religion in Aktion. Von Aussöhnung zu inklusiver Verschiedenheit». Beim Frauen-Kongress werden Beiträge aus Japan (Einsatz der Frauen für nukleare Abrüstung und gegen AKW) einfliessen; aus den USA wird über unterschwelligen Rassismus, den people of colour in der US-Gesellschaft erleben sowie über die hochbrisante Thematik LGBTQ berichtet. Aus Rumänien gibt eine engagierte Frau Einblick in die Arbeit mit der zahlenmässig grossen Roma-Minderheit. Ausserdem kommt der Einsatz von
Nichtregierungsorganisationen bei der UNO zur Sprache. Einige Themen werden in der Diskussion und in Kleingruppen behandelt. Die Anmeldung ist noch möglich und willkommen über die IARF-Kongress-Webseite oder über https://ialrw.org.

Die IALRW hat in ihrer langen Geschichte die Arbeit von Frauen in unterschiedlichen Religionen und Kulturen auf mehreren Kontinenten hervorgehoben und lange Jahre ein Alphabetisierungsprojekt in Ladakh unterstützt. Frauen jeglichen religiösen Hintergrunds und liberaler Ausrichtung haben sich freundschaftlich zusammengeschlossen. Das Präsidium der ersten Muslima, der Professorin Kamar Oniah Kamaruzaman (Malaysia), wird an eine Nachfolgerin übergehen. Auch dieser Kongress wird hybrid durchgeführt. In der Schweiz wird die IALRW heute durch die junge Organisation SWISS INTERFAITH WOMEN vertreten. Sie führte 2019, 2020 und 2022 jeweils ein internationales und interreligiöses Youth Camp für junge Frauen aus drei europäischen Ländern durch. Thema: «Religion und Kunst für Frieden», siehe https://ialrw.org. Eine Teilnahme am Frauen-Kongress der IALRW ist nach wie vor möglich und willkommen. Weitere Auskunft bei: dr.estherrsuter@bluewin.ch oder 076 379 17 25.

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