„Öffnet die Pforten des Konklaves!“

Die gültig, aber unerlaubt geweihte katholische Priesterin Janice Sevré-Duszynska aus den USA feierte mit den Frauen von der Women’s Ordination Conference in Rom Gottesdienst. Während die Kardinäle in der Sixtina einen neuen Papst wählen, macht sich die 63-Jährige für eine katholische Kirche stark, in der Frauen als Priesterinnen willkommen sind.

Priesterin Janice Sevré
Hier hat die Zukunft bereits begonnen: Katholische Priesterin Janice Sevré während der Gottesdienstfeier, während das Konklave in Rom tagt   Foto: Wolf Südbeck-Baur

Es hat etwas Prophetisches, dass der schmucklose Raum gleichsam am Fusse von St. Paulus vor den Mauern liegt, der ältesten Kirche vor den alten Mauern Roms. Die Frauen von der Women’s Ordination Conference Worldwide WOCW geniessen bei der römischen Basisgemeinde Santo Paolo Gastrecht.  Hier, in der ehemaligen Renault-Garage am Südzipfel Roms lebt und arbeitet die Basisgemeinde in der Tradition der Befreiungstheologie. Nun steht Priesterin Janice Sevré-Duszynska im weissen Messgewand und grüner Stola vor einem einfachen Tisch mit Brot und Wein. Im Halbkreis um sie herum sitzen ein gutes Dutzend Frauen. Sie singen und beten gemeinsam entsprechend dem liturgischem Rhythmus eines Gottesdienstes. „Im Namen Gottes, unserer Mutter und unseres Vaters, und im Namen Jesu, unseres Bruders und Heilers, und im Namen des Heiligen Geistes, unsere Weisheit und unser Wegweiser“, begrüsst Janice die Anwesenden. Weisheit meine dabei den heiligen Geist, der „uns in Solidarität und als Volk Gottes vereint“. Dieser heilige Geist möge mit allen sein, die für Partnerschaft, Gerechtigkeit und gleiche Rechte für Frauen in Kirche und Gesellschaft zusammenarbeiten.

rom 320In ihrer Predigt unterstreicht die US-Amerikanerin, dass die Frauen in der katholischen Kirche diejenige Gruppe sind, die „am stärksten marginalisiert und an den Rand gedrängt“ sei. Da ist es nur konsequent, dass Janice die „volle Gleichheit“ für die Frauen in der römisch-katholischen Kirche verlangt. Und dann ruft sie gleichsam in Richtung Petersdom: „Öffnet die Pforten des Konklaves!“ Das ganze Volk Gottes sollte dort vertreten sein. „Wir wollen eine Kirche, in der Priesterinnen willkommen sind und nicht ausgeschlossen werden.“ Dabei schwebt den WOCW-Frauen eine neue Art des Priesterseins vor. „Unsere Aufgabe ist der Dienst für die anderen, nicht die Macht über die anderen.“ Weder Klerikalismus noch Hierarchie kennzeichne eine solche Art von Kirche- und Menschsein. Zudem betont Janice, die früher Lehrerin war, mit fester Stimme: „Frauenpriesterinnen sind hier, und wir bleiben in der Kirche, in der Schrittchen für Schrittchen ein neues Modell von Gleichberechtigten in der Kirche wächst.“

Bevor die Frauen mit geöffnetem Arm den Segen für Brot und Wein erbitten, beten sie auch für die Kardinäle im Konklave, auf dass sie der heilige Geist bei der Papstwahl leiten möge. Amen – so soll es sein, vor allem im Blick auf eine erneuerte Kirche.

Wolf Südbeck-Baur, Rom

 

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