Mani Matter und der aufbruch

Piero Dillena und Arlette Schnyder während des Mani Matter-Konzerts in der Offenen Kirche Elisabethen (Foto: Wolf Südbeck-Baur)
Piero Dillena und Arlette Schnyder während des Mani Matter-Konzerts in der Offenen Kirche Elisabethen (Foto: Wolf Südbeck-Baur)

Der aufbruch feierte sein 25. Jubiläum und mit einem Mani Matter-Konzert. Piero Dillena interpretierte bekannte und weniger bekannte Lieder des Berner Troubadours und Arlette Schnyder entführte die Zuhörer mit Matter-Texten in fremde Welten – oder vielmehr in die Abstrusitäten des Alltags.

 Von Cristina Steinle

Unaufgeregt füllen sich die Sitzplätze in der Offenen Kirche Elisabethen, an diesem kalten, stillen Sonntag. Rund um die zaghaft erleuchtete Kanzel sind sie angeordnet, in der Mitte dieser eindrücklichen Gemäuer – dunkel ragen die neogotischen Wände der von Christoph Merian gestifteten Kirche in die Höhe. Unter das Publikum mischen sich nach und nach auch junge Leute. Zu Recht, denn die Lieder und Texte des Liedermachers Mani Matter sind auch nach fast einem halben Jahrhundert noch mehr als aktuell.

Exakt 41 Jahre ist es her, als Mani Matter auf dem Weg zu einem seiner zahlreichen Konzerte bei einem Autounfall ums Leben kam. Seine Lieder sind Erzählungen vom Alltäglichen, philosophisch analysierend, ironisch, absurd. Mani Matters Blick auf Welt und Mitwelt war ebenso kritisch wie präzise. Passend also zum Anlass – dem 25. Jubiläum des aufbruch.

Unterdessen ist auch das letzte Tuscheln und Rascheln verstummt. Mit der Gitarre auf dem Schoss hebt Piero Dillena an zum ersten Lied: „Mir hei e Verein“, singt der in Basel lebende, aber in Bern aufgewachsene Matter-Interpret in seinem unaufdringlichen Berndeutsch – „für den Verein aufbruch.“

Seine Eltern hörten bereits Mani Matter, und so hat Piero Dillena den BernerTroubadour en passent kennengelernt. Auch zum Gitarrenspielen kam der junge Dillena durch dessen Lieder, die ihn auch nach all diesen Jahren noch begleiten. Mit seiner Darbietung möchte er nicht bloss unterhalten, aber auch keine moralisierende Botschaft vermitteln. Piero Dillena möchte „den Geist Mani Matters“ rüberbringen, wie er betonte. Und so kommt Mani Matter zudem mit Texten zu Wort, vorgetragen von  Arlette Schnyder, mit Auszügen aus Tagebuch-Einträgen, Gedichten und Briefen. Aufmerksam lauscht das Publikum diesen, für die meisten wohl unbekannten, Zeilen. So erhält das Bild des Liedermachers schärfere Konturen, der Mensch Mani Matter rückt in den Vordergrund. Der Verslischmied setzte sich nicht nur in seinen Liedern mit dem Zeitgeist auseinander, sondern nahm auch in seiner Funktion als Jurist Stellung zu gesellschaftlichen Problematiken. Dabei verweist Dillena auf die Parallelen zum aufbruch, der sich seit 25 Jahren ebenfalls kritisch mit Missständen in der Gesellschaft und in den Kirchenauseinandersetzt.  Wie der Mani Matter versuche auch der aufbruch, sachlich zu diskutieren, ohne den „moralischen Zeigefinger zu erheben“.

Der Abend neigt sich dem Ende und es hat sich eine wohlige Atmosphäre entwickelt, in der auch etwas Nostalgie mitschwingt. Erhellt inmitten des dunklen Kirchenschiffs verrät Piero Dillena Mani Matters Taufspruch: „Denn dazu bist du auf der Erde, damit es durch dich heller werde“ – und entlässt das Publikum mit der Geschichte vom Sidi Abdel Assar vo El Hama in die sonntagabendliche Kälte. Der aufbruch indessen wird weiterhin versuchen, auch in Zukunft Licht ins Dunkle zu bringen, aufzudecken, aufzuklären und Diskurse anzuregen.

 

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