«Vergiss nicht, dass Du Flügel hast!»

Ich leide an amyotropher Lateralsklerose ALS, lebe seit Kurzem mit Rollator und Rollstuhl und bin auf viel Hilfe angewiesen. Vor allem meine Partnerin, aber auch Verwandte, Freunde und Freundinnen helfen mir. Das ist auf verschiedenen Ebenen eine Herausforderung. Ich musste lernen, Hilfe anzunehmen. Das war relativ einfach, denn wenn ich etwa Socken nicht mehr selber über die Füsse bringe, dann bin ich froh um Hilfe. Ich musste auch lernen, diese Abhängigkeit zu akzeptieren und zudem, dass andere es anders machen als ich. Ich kaufte beispielsweise immer Bio-Lebensmittel und darf nun nicht meckern, wenn mein Betreuer es anders macht. Das sind unwichtige Details.

Von Thomas Gröbly

Wenn es aber darum geht, wo ich hinmuss, falls meine Partnerin Ferien braucht, dann wird es schwerwiegend. Kann ich noch mitreden? Muss ich alles akzeptieren? Etwa in ein Altersheim gebracht zu werden? Obwohl ich erst frisch pensioniert bin und im Kopf noch klarsehe? Oder in ein Spital, obwohl ich keine Behandlung brauche? Muss ich das unterwürfig dankbar annehmen? Oder darf ich meine Wünsche äussern und Ansprüche stellen?

Ich finde ja. Ich bin nicht eine Ware, die man möglichst kosteneffizient platzieren darf. Hier kommt das neue Angebot vom «Rückenwind plus» in Bad Zurzach ins Spiel. «Der Aufenthalt hier hat mein Leben gerettet! » – Heidy Anneler verbrachte mehrere Wochen im «Rückenwind plus». Es ist die erste Spitalabteilung in einem Pflegezentrum und bietet spezialisierte Pflege mit medizinischen Dienstleistungen für einen temporären Aufenthalt für Menschen mit Querschnittlähmung oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multipler Sklerose (MS) und amyotropher Lateralsklerose (ALS).

«Der Aufenthalt
hier hat mein Leben gerettet!»

Heidy Anneler

Zur Entlastung der Angehörigen oder nach einem operativen Eingriff kann das Angebot bis zu drei Monaten, auch in Notfällen, genutzt werden. «Rückenwind plus» schliesst eine Lücke in unserem Gesundheitssystem und hilft, die Kosten zu senken. Betroffene müssen nicht in eine Spezialklinik oder in ein Altersheim gebracht werden. Die Türen von «Rückenwind plus» mit seinen herzlichen Mitarbeitenden und den farbigen Räumen stehen für alle Menschen in der Schweiz offen.

«Rückenwind plus» ist in der Existenz bedroht, da die Gesundheitsdirektion bzw. der Regierungsrat des Kantons Zürich (Nathalie Rickli) gegen den Beschluss des Regierungsrats des Kantons Aargau, « Rückenwind plus» auf die Spitalliste zu nehmen, Beschwerde
eingereicht hat. Durch dieses Verfahren ist die Finanzierung blockiert. Rickli möchte Menschen wie mich in einem Spital oder Altersheim versorgen.

Thomas Gröbly

Mit einem Benefiz-Anlass soll auf das wichtige Angebot von «Rückenwind plus» aufmerksam gemacht, aber auch Spenden für die Weiterführung gesammelt werden. Die poetisch-ungeschminkten Texte von Thomas Gröbly sind ermutigend, humorvoll bis absurd und frech. Sie werden gelesen von Michael Dietliker, der durch den Abend führt, und vom Gesang (Renate Baschek), der Orgel (Yvonne Lude) und dem Jazzschlagzeuger Tony Renold eingebettet und verstärkt. Der Anlass findet am Sonntag, 19. November, 17.15 Uhr, in der reformierten Kirche, Schwertgasse, 5330 Bad Zurzach, statt.

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